Ressort
Kein Ressort gesetzt!
Im Kreislauf des Lebens drehen sich Trauer und Freude um einander wie Yin und Yang, wie Tag und Nacht. Verdichtet auf dieses Segeljahr verhält es sich nicht anders: In Kalifornien starben neun Menschen bei diversen Regatten. Das ist furchtbar, weil absolut vermeidbar, aber aus der Tragik entsteht auch Gutes für die Zukunft. Zumindest dürfte so manchem die Erkenntnis gekommen sein, dass Technologie ein inadäquater Ersatz für Hausverstand ist und dass konservative Einschätzung des eigenen Leistungsvermögens doch die beste Lebensversicherung ist. Trauer natürlich auch über den Abschied von Rolf Halle, der der Zeit ein Schnippchen zu schlagen schien und noch im hohen Alter mit seinem Fünferl dem Teufel ein Ohr absegelte. Als ich ihn kennenlernte, war er 90 und doch keine Minute älter als an dem Tag circa 1930, an dem er sein geliebtes Kanu Hedy III zum ersten Mal ausführte. Nicht nur seine ewige Jugend faszinierte, sondern auch die Weisheit, im Kleinen das große Abenteuer zu sehen und die Konsequenz, sich als Segler hinaufzudienen. Rolf begleitete mich auf der ersten Runde mit einer 22er Rennjolle und stieß damit indirekt die Tür auf zu einer schönen Erinnerung an dieses Jahr, in dem ich endlich die Aera II kennen lernen durfte, Manfred Currys berühmte Jolle, die im Mai nach 75 Jahren ein glanzvolles Comeback feierte. Das Boot ist wieder in den Händen der Familie Kern, die es am Wörthersee schon vor dem 2. Weltkrieg eifrig segelte. Doch es stellte sich heraus, dass ich als Kind x-mal selbst daran vorbeigefahren sein muss. Denn wie es scheint, war es von Mitte der fünfziger Jahre bis 2010 am Ossiachersee, erst in Fünfhaus am Südufer, dann in Stöckelweingarten, bzw. in einem Schuppen in Bodensdorf. Während sich die Aera also mehr als ein halbes Jahrhundert kaum vom Fleck bewegte, war meine Reise zu dieser Erkenntnis lang und kompliziert. Doch am Ende schließt sich der Kreis und in diesem Fall praktisch vor meiner alten Haustür. Wenn das nicht Grund zur Freude ist.