Stark wie ein Felsen
Das Fastnet 2015 war von Flaute geprägt. Langweilig war der Klassiker deshalb nicht, das wissen auch die österreichischen Teilnehmer zu berichten
Das Rolex Fastnet Race feierte seinen 90. Geburtstag und alle wollten dabei sein. Eine Rekordflotte von 356 Yachten nahm das legendäre Rennen in Angriff, das alle zwei Jahre stattfindet, über 603 Seemeilen von Cowes um den namengebenden Felsen Fastnet nach Plymouth führt und für seine widrigen Wind- und Wetterbedingungen bekannt ist. Doch diesmal wurden die Teilnehmer nicht von Sturm, sondern von Flaute auf die Probe gestellt. Schon die Start-Szenerie wirkte wie ein Standbild. Ob riesige Rennziege oder 32-Fuß-Familienyacht, alle trieben in Zeitlupe über die Linie. Besonders schlimm traf es die Frühstarter, die eine gute halbe Stunde benötigten um sich gegen den Strom zurück zu kämpfen. Erst nach etwa einer Stunde frischte der Wind ein wenig auf und das gesamte Feld kreuzte durch den Solent. Doch die Erleichterung war nicht von Dauer, ein ausgedehntes Hochdruckgebiet legte den Wind wieder lahm und verwandelte die Keltische See für 36 Stunden in einen Parkplatz.
Nach einem nervenaufreibenden Rennen mit zahlreichen Positionsverschiebungen ging der Maxi-Trimaran Sprindrift 2 nach 58 Stunden als schnellste Yacht durchs Ziel und blieb damit mehr als einem Tag über der eigenen Rekordzeit. „Der Wind hat es uns diesmal sehr schwer gemacht“, resümierte Dona Bertarelli, die schon mehrfach am Fastnet teilgenommen hat, „wir mussten extrem viele Manöver fahren, sehen das aber als guten Test für das Projekt Jules Verne Trophy, das wir in wenigen Monaten angehen wollen.“
Bei den Monohulls matchten sich die beiden 100-Füßer Comanche und Rambler 88 um die Line Honours. In einem bis zum Schluss spannenden Duell setzte sich Comanche gegen den Dauerrivalen durch; der Vorsprung betrug nur vier Minuten. „Das war ein unglaublich herausforderndes Rennen“, schnaufte Steuermann Ken Read, „wir haben hart gearbeitet um Rambler in Schach zu halten.“
Zeit zu zweit
Mit vielfältigen Herausforderungen waren auch Martin Hartl und Harald Wolf konfrontiert. Die beiden jungen Österreicher nahmen das Fastnet als Zweihand-Team in Angriff und mussten zunächst die gecharterte J109 auf Vordermann bringen. „Es ist uns innerhalb von 48 Stunden gelungen dieses Boot zu unserem eigenen zu machen“ schildert Martin Hartl die intensive Vorbereitungsphase vor dem Start. „Wir haben das Rigg analysiert und neu getrimmt, die vorhandenen neun Segel getestet und uns das beste Setting erarbeitet.“ Das Duo, das 2013 als Teil einer Crew das Fastnet gesegelt war und entsprechende Erfahrung mit dem Revier hat, lieferte ein strömungs- und windtaktisch sehr sauberes Rennen ab und rundete als 14. der Klasse Doublehanded den Fastnet-Felsen. Am Weg Richtung Lands End kostete allerdings ein gründlich missglücktes Spinnaker-Manöver viel Zeit und vor allem viel mentale und physische Energie.