Funkenflug
Würdige Sieger, spannende Rennen, begeisterte Zuseher – in der Premieren-Saison der Segelbundesliga wurde kollektive Leidenschaft für das neue Format entfacht
Der Meistertitel war ihm schon sicher, die Platzierung beim Event vor Neusiedl hingegen noch ungewiss. Aktiv eingreifen konnte Max Trippolt in die Entscheidung nicht mehr, er war zum Zusehen verdammt. Die Terrasse des Bundesleistungszentrums bot beste Sicht auf das Geschehen am Wasser, gespannt beobachtete er, wie sich fünf Teams bei herrlichem Südwind ein hartes allerletztes Rennen lieferten. Fans und Freunde fieberten mit ihm – und ließen Trippolt lautstark hochleben, nachdem aufgrund der Reihung feststand, dass der von ihm angeführte YC Bregenz als Doppelsieger vom Platz gehen würde. „Dieses Format ist echt cool“, freute sich der 24-jährige Vorarlberger über den Triumph seines Teams, „eine Mischung aus Match- und Fleetrace, anspruchsvoll und total abwechslungsreich.“
Tatsächlich bot der zweite Stopp der heuer neu geschaffenen Liga ein buntes Bild vom Segelsport. Hatten am Traunsee, wo auf Laser SB20 gesegelt wurde, die Kampfmannschaften nur aus jeweils drei Personen bestanden, brauchte es für die Lago 26, die am Neusiedler See zum Einsatz kam, fünf Crewmitglieder pro Team. Die Clubs entsandten eine Palette an Teilnehmern, die breiter nicht hätte sein können. Weltmeister, Hobbysegler, Olympiaveteranen, Nachwuchstalente, Hundert-Kilo-Kaliber und zarte Elfen chillten in freundschaftlicher Atmosphäre auf dem sonnendurchfluteten Gelände, schenkten sich aber auf dem Wasser nichts. Zwölf von 15 Mannschaften sicherten sich in insgesamt sieben Flights zumindest einen Sieg, gewiefte Kids, etwa Keanu Prettner vom UYC Wolfgangsee oder Emil Huber vom UYC Attersee, ließen am Steuer die weitaus erfahrenere Konkurrenz zumindest phasenweise buchstäblich alt aussehen. Unter den Erwartungen blieb der UYC Mondsee; der Sieger des ersten Events kam in Abwesenheit von Christoph Skolaut nicht über Rang elf hinaus.
Für eine positive Überraschung sorgte der Segelclub Mattsee. Am Traunsee noch am Ende der Tabelle platziert, lief das Team, das diesmal von Ernst Seidl angeführt wurde, zu Hochform auf und beendete sämtliche Rennen in den Top Drei. Der Altmeister beeindruckte nicht nur durch Ruhe und Konstanz, sondern hatte das für ihn ungewohnte Boot auch bei allen Bedingungen souverän im Griff – ein Könner der alten Schule.
Das galt nicht für alle Teilnehmer. Stellten die Leichtwindbedingungen an den ersten beiden Tagen in Sachen Bootshandling niemanden auf die Probe, trennte sich am Sonntag die Spreu vom Weizen. Bei Böen bis 20 Knoten entwickelte so mancher Gennaker ein Eigenleben, Schoten entglitten, Manöver gerieten außer Kontrolle, sogar eine Kenterung gab es zu verzeichnen. Nach zahlreichen Zwischenfällen wurde von der Wettfahrtleitung ein allgemeines Gennaker-Verbot verhängt, worauf sich die Lage zwar deutlich beruhigte, das Geschehen am Wasser aber ebenso deutlich an Spannung und Raffinesse verlor.