Wildwind Mauritius
Ein Segel-Zentrum im Norden der tropischen Insel lockt mit Jollen und Katamaranen Wintermüde aufs Wasser
Gennaker rauf und ab geht die Post. In Shorts und Lycra fegen wir auf einem Laser 2000 über das Wasser, genießen den warmen Wind auf unserer blassen Haut und wissen nicht, wohin wir zuerst schauen sollen. Rechts von uns erstreckt sich ein kilometerlanger Sandstrand, links bricht spektakulär die Brandung am Riff, über uns strahlt die Sonne vom Himmel, unter uns schillert die Lagune in den schönsten Blau- und Türkistönen. Nach den langen Monaten im heimischen Wintergrau scheinen uns die intensiven Farben geradezu surreal, ebenso wie die Badewannentemperatur des Indischen Ozeans. Unser Boot haben wir im Sailing Center Wildwind fix und fertig aufgebaut von Rick, dem freundlichen Beachmanager übernommen. Der gebürtige Engländer, dessen Vater aus Mauritius stammt, ist ein nach RYA zertifizierter Segellehrer und leitet die Basis; würden wir Hilfe brauchen, käme er mit seinem Rettungsboot angebraust. Zwei Stunden lang vergnügen wir uns nach allen Regeln der Kunst, dann geben wir die Jolle zurück und schlendern unter Palmen zu unserem Zimmer. Am Nachmittag wollen wir auf einen Hobie 16 wechseln, der Kat wird zur gewünschten Zeit mit gesetzten Segeln bereit stehen, hat uns Rick versichert. Kurzer Blickwechsel, wir sind uns einig. Wer unkomplizierten, aber qualitätsvollen Segelspaß sucht, findet hier sein Paradies.
Geschaffen hat es Klaus Gerasch. Der Deutsche, der viele Jahre als Marketingleiter und Geschäftsführer bei internationalen Konzernen gearbeitet hat, kam 2008 als Urlauber nach Mauritius. Er verliebte sich Hals über Kopf in die Insel, vermisste als leidenschaftlicher Segler aber die Möglichkeit, sich hochwertiges Bootsmaterial ausleihen zu können. Eine Marktlücke war gefunden: In Kooperation mit einem seit mehr als 25 Jahren auf Lefkas, Griechenland bestens funktionierenden Segelzentrum eröffnete Gerasch im Jänner 2014 am nordwestlichen Zipfel von Mauritius Wildwind Adventures. Der Stützpunkt befindet sich auf dem Gelände des Coral Azur Beach Resort in Mont Choisy, einer hübschen, überschaubaren Anlage mit 200 Betten, die genau das bietet, was man von einem gut geführten Drei-Sterne-Haus erwarten darf. Die zur Verfügung stehende Flotte umfasst derzeit 20 Jollen und Katamarane, alle komplett ausgestattet und gut gewartet. Das Package, das man bei Gerasch bucht, umfasst den Aufenthalt mit Halbpension, unbegrenzte Stunden auf dem Wasser plus ein paar Extras (siehe Kasten auf Seite ??). Es gibt keine Wartezeiten, man hat freie Bootswahl und muss sich auch nicht in eine Liste eintragen. Segeln satt also, in einem Revier, das dank des Passats extrem windsicher ist; echte Flautentage gibt es so gut wie nie. Und innerhalb der Lagune lässt sich die Herausforderung variieren: Je weiter weg man sich vom Ufer bewegt, desto stärker weht es.
Frei wie der Wind
Unsere nächste Herausforderung liegt tags darauf am Indischen Ozean. Sail Away nennt Klaus Gerasch die Ausflüge, die aus der geschützten Lagune führen. Wir treffen uns um 11 Uhr am Stützpunkt, werden von Rick kurz eingewiesen und machen uns gemeinsam mit anderen Gästen auf den Weg; ein Motorboot begleitet uns. Eine schmale Passage führt durch das schäumende Riff und spuckt unsere kleine Flottille von drei Katamaranen aufs offene Meer. Dort empfängt uns eine herrliche, lang gezogene Welle und gleichmäßige vier Beaufort. Stressfrei gleiten wir über das endlose Blau. Schöner kann Segeln nicht sein.
Unser Ziel ist Grand Baie, das touristische Zentrum von Mauritius, das an der Nordseite der Insel liegt. Klaus hat im Beach House einen Tisch für uns reserviert, wir steuern die Kats einfach mit Schwung auf den Strand und sichern uns so die besten Parkplätze. Das kleine Lokal, das einem ehemaligen Rugby-Spieler aus Südafrika gehört, ist schnuckelig und in angesagtem Shabby Chic gehalten, der Blick über die Bucht, die einen Durchmesser von etwa fünf Kilometern hat, einfach fantastisch.