Ein Fest für alle Sinne
Tyrrhenisches Meer. Wer von der Costa Smeralda über die Straße von Bonifacio bis nach Korsika segelt, darf sich auf abwechslungsreiche Eindrücke sowie reizvolle nautische Herausforderungen freuen
Im Nordosten Sardiniens schimmert das Meer besonders verführerisch. Der feine Sand, der hier die Strände bedeckt, zieht sich weit ins Wasser und verleiht ihm jene smaragdgrüne Farbe, die der Küste ihren Namen gab. Überreich blühende Oleander- und Bougainvillea-Sträucher setzen Akzente in Pink, Rot und Orange, das herbe Aroma der grünen Macchia weht bis ans Ufer, mächtige, von der Natur geschaffene Steinformationen erinnern an versteinerte Tiere oder Fabelwesen aus einer anderen Welt.
Bei der Anfahrt zum Stützpunkt eröffnet sich ein besonders exklusiver Flecken in diesem Paradies. Über einen schmalen Damm gelangt man auf die Marina dell´Isola, eine etwa 200 Meter lange Privatinsel unweit von Olbia, auf der das deutsche Unternehmen Sun Charter eine kleine, feine Basis betreibt. Fährt man durch das Gittertor, stellt sich augenblicklich Urlaubsfeeling ein. Während die Crew in der Cafeteria den Begrüßungsdrink genießt, erledigt der Skipper bei Office-Managerin Francesca den Check-In. Das Briefing und Verstauen aller Utensilien ist flott erledigt, ein Tisch in der Pizzeria oben am Hügel, von der man laut Francesca einen wunderschönen Blick auf die Costa Smeralda hat, reserviert. Nun können wir ganz und gar entspannen und lassen uns an einem der kleinen Sandstrände nieder. Unglaublich, wie klar und sauber das Wasser in der Marina ist.
Tiefenentspannt gestaltet sich auch das Auslaufen am nächsten Morgen. Die Frühstücks-Zeiten und -Rituale der Chartergäste sind so unterschiedlich, dass sich das Ablegen der Yachten über den ganzen Vormittag verteilt. So gibt es auch kein Gedränge bei der Ausfahrt aus der Marina, wo man auf einige mit kleinen Bojen markierte Untiefen achten muss. Kaum haben wir diese Stellen passiert, setzen wir Segel und nehmen Kurs Richtung Nordost. Parallel zum Land rauschen wir dahin und können die Costa Smeralda in ihrer ganzen Pracht bewundern. Prinz Karim Aga Khan hat in den 1970er Jahren weite Teile dieses Küstenstreifens erworben und unter strengen Auflagen bebauen lassen. Niedrige Häuser fügen sich harmonisch in die Landschaft, unmittelbar am Wasser finden sich lediglich kleine Bungalow-Siedlungen sowie exklusive Villen mit gepflegten Gärten. So entstand ein einzigartiges, kilometerlanges Konglomerat der Schönheit. Die Vorschriften von damals gelten nach wie vor. Sie verhindern Bausünden, Umweltzerstörung sowie Massentourismus und sichern den Bestand dieses Küstenabschnittes. In respektablem Abstand segeln wir an der Einfahrt zu Porto Cervo vorbei. Eine Reihe hoch in den Himmel zeigender Masten überragt die Landzunge. Mit seinen eleganten Boutiquen und mondänen Lokalen gilt das einstige Fischerdorf als Zentrum der Costa Smeralda und hat sich als Treffpunkt für den Jet-Set etabliert. Die Dichte und Länge der Yachten, die in den Buchten entlang der Küste vor Anker liegen, spiegelt diese Exklusivität wider. Sie sind Millionen Dollar schwer, imponieren mit einem Swimmingpool, der in die Badeplattform am Heck eingelassen ist, oder einem Hubschrauber an Deck.
Aber es zieht bei weitem nicht nur die Reichen und Schönen hierher, auch Naturfreunde und Segelfreaks wissen die Costa Smeralda zu schätzen. Sie wird von der Inselgruppe La Maddalena gesäumt, die mit idyllischen Buchten und guten Ankerplätzen lockt. Caprera ist eine dieser Inseln und unser erstes Ziel für einen kurzen Badestopp. In der Bucht von Porto Palma ankern wir über gut haltendem Sandgrund, schwimmen an den nahen Strand und freuen uns über den weichen, feinen Sand unter den Füßen.
Mitten drin statt nur dabei
Dann kreuzen wir ein Stück weiter Richtung Westen und ankern für die Nacht vor der langgezogenen Bucht von Porto Pollo an der Nordküste Sardiniens. Der Sandstrand mit seinen Dünen dahinter scheint ein Hotspot für Kiter zu sein. Sie sind zum Teil auf Foils unterwegs, umkreisen unseren Katamaran in rasend schneller Fahrt, nutzen die ankernden Yachten als Spielfeld für ihre waghalsigen Manöver – was für ein Spektakel. Der abendliche Landgang führt uns in die Strandbar von Porto Pollo, ein absolutes In-Lokal, wo wir Porto Pollo Salat ordern, eine Spezialität aus Paradeisern, Ei, Huhn, Speck und Avocado. Mit Blick über die weite Bucht genießen wir den sardischen Wein und einen spektakulären Sonnenuntergang. Beendet ist unser Ausflug aber noch lange nicht. Gleich nebenan locken Livemusik und Partystimmung; Kitesurfer können offenbar nicht nur über die Wellen tanzen … Die ganze Nacht wollen wir uns aber nicht um die Ohren schlagen, schließlich steht morgen die berüchtigte windige Straße von Bonifacio auf dem Programm. Die sollte man besser ausgeschlafen in Angriff nehmen.