5 Jollen aus Polyethylen
Plastic Fantastic. Fünf Jollen aus Polyethylen, robust, billig, attraktiv: Laser Vago, RS Feva, RS Tera, Laser Pico und Open Bic. Text von Luis Gazzari, Fotos von Roland Duller
So unterschiedlich die hier vorgestellten fünf Jollen sein mögen, umgibt sie doch eine gemeinsame Klammer: Sie sind alle aus Polyethylen (PE), einem Werkstoff, dem bis vor wenigen Jahren im Bootsbau ein bescheidenes Image anhaftete. PE-Boote galten zwar als höchst robust, doch im Vergleich zu GFK als viel zu weich, zu schwer, optisch unattraktiv und darüber hinaus schwer zu reparieren.
Für die fünf Testkandidaten gilt das nur noch sehr eingeschränkt. Sie sind zwar noch immer etwas schwerer (etwa 15 %) und das matte, offenporigere und damit schmutzintensivere Oberflächenfinish kann nicht mit Hochglanz-Gelcoat mithalten, aber das „Gummiboot-Image“ gehört der Vergangenheit an: Durch spezielle Sandwichtechnik sind die heutigen PE-Rümpfe im Vergleich zu früher außerordentlich steif – wenn auch noch nicht ganz so wie GFK, weshalb oft knickspantähnliche Rumpfformen gewählt werden. Sie segeln sich beinahe wie GFK-Jollen, den Unterschied werden Unerfahrene gar nicht merken. Nur wer das Sensorium dafür hat, spürt eine gewisse Trägheit ebenso wie unter Last die Verwindungsbewegungen des Bootskörpers oder hört das PE-charakteristische Geräusch beim Aufschlagen des Rumpfes in Wellen. Das alles ist im Freizeitbereich ebenso vernachlässigbar wie die von manchen als Polyethylen-Merkmal angeführte Tatsache, dass PE-Boote mehr Spritzwasser erzeugen; das mag durch die rauere Oberfläche bedingt sein.
Polyethylen ist jedoch unschlagbar billig und unschlagbar schlagfest. Die PE-Verarbeitungsmethode (siehe „Wunderwerkstoff“) ermöglicht die Fertigung eines Rumpfes in wenigen Stunden, für GFK wird der gut dreißigfache Zeitaufwand benötigt. Das schlägt sich zwangsläufig im Preis nieder. Noch wichtiger ist jedoch die Eigenschaft von PE, auch härteste Schläge unverletzt zu überstehen. PE-Boote sind derart robust, dass man sie ohne Weiteres ohne Slipwagerl über einen Kiesstrand schleifen kann – undenkbar mit GFK. Unverwüstlich ist absolut treffend und vor allem für Einsteiger, Familien oder Kinder ein wichtiges Argument. Stressloser Freizeitspaß statt heikles Regattagerät heißt bei allen vorgestellten Modellen die Devise. Was aber nicht bedeutet, dass man mit PE-Booten nicht regattieren könnte. In England sind beispielsweise bei Regatten mit dem RS Feva über 50 Boote am Start. In Österreich sind derzeit nur Yardstickregatten möglich, Klassenvereinigungen gibt es noch nicht und wird es wohl auch nicht geben. Die Zielgruppe ist ohnehin eine andere, und diese hat die Vorzüge längst erkannt: In Westeuropa verkaufen sich Polyethylenboote wie warme Semmeln
Den kompletten Artikel finden Sie in Ausgabe 7/2007
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