Fixe Bleibe
Florian Zeh, der auf einer 38 Fuß langen Yacht um die Welt gesegelt ist, fasst zusammen, was ein gelungenes Ankermanöver ausmacht und worauf dabei zu achten ist
Eines vorweg: Wenn sich das Schiff am nächsten Morgen immer noch dort befindet, wo es am Vortag verankert wurde, hat der Skipper alles richtig gemacht. Ich habe aber immer wieder beobachtet, dass sich eine Yacht selbständig macht, weil der Anker rutscht oder nicht hält. Das ist gar nicht so verwunderlich, wie man glauben möchte, ist das Ankern doch ein komplexer Vorgang, bei dem es vieles zu beachten gilt. Ich möchte daher in Folge die wichtigsten Voraussetzungen für ein sicheres Ankermanöver (ohne Anspruch auf Vollständigkeit) darstellen und damit speziell Einsteigern einen hilfreichen Leitfaden mit auf den Weg geben.
Der Anker
Welcher ist der Beste? Das wird unter Skippern leidenschaftlich und mit beinahe religiösem Eifer diskutiert. Den perfekten Anker gibt es allerdings nicht, jeder hat, in Abhängigkeit von den herrschenden Bedingungen, seine Vor- und Nachteile. Unterschiedliche Typen finden sich zur Genüge, etwa CQR bzw. Pflugscharanker, Plattenanker, Admiralitätsanker, Bruce-, Rocna- oder Bügelanker. Bei meiner sechs Jahre dauernden Weltumsegelung kamen auf der Esperanza, einem 14 Tonnen schweren und 38 Fuß langen Langkieler, zwei CQR-Anker mit je 70 Pfund (also knapp 32 Kilo) zum Einsatz und leisteten mir bei hunderten Ankermanövern gute Dienste; manchmal auch gleichzeitig.
Die Ankerkette
Sie ist wichtiger als der Anker selbst. Die Kettendimension liegt bei Sportbooten bis 50 Fuß und bis 15 Tonnen zwischen 6 und 10 mm. Ob besser Edelstahl oder verzinktem Eisen der Vorzug zu geben ist, lässt sich nicht eindeutig beantworten. Edelstahl ist zwar fester, kann aber ohne Vorankündigung brechen, Eisenketten sind elastisch, verbiegen sich also, ehe sie zu Bruch gehen. Und dann ist da natürlich noch der erhebliche Preisunterschied. Fest steht: Wenn die Kette über die Kettennuss der Ankerwinsch springt, ist es Zeit, sich eine neue anzuschaffen. Eine Ankertrosse als Kettenvorlauf verringert zwar das Gesamtgewicht des Systems, sollte aber nur in Ausnahmefällen verwendet werden. Pflicht ist ein Wirbelschäkel am Anker, damit sich dieser immer ausdrehen kann. Ich habe eine 70 Meter lange, verzinkte 8-mm-Eisenkette verwendet und bin damit stets gut und sicher gelegen. In den sechs Jahren, die ich unterwegs war, musste ich die Ankerkette zwei Mal erneuern.
Und wie viel davon soll man ausbringen? Manche Skipper nennen die dreifache Wassertiefe als korrekte Kettenlänge. Das halte ich für gefährlich wenig und empfehle zumindest die fünffache Wassertiefe. Steht ausreichend Schwojbereich zur Verfügung, würde ich sogar so viel wie nur möglich ausbringen. Schließlich verfügen die meisten Yachten heutzutage über eine elektrische Ankerwinsch und es besteht daher kein Grund, bei der Kettenlänge zu sparen. Ein „zu sicher“ gibt es beim Ankern nicht.
Der Ankerplatz
Je nach Schiffsgröße empfehle ich auf fünf bis zehn Meter Wassertiefe zu ankern. Ist es zu seicht, ruckt das Schiff bei Wellengang oder Strömung unangenehm hinein, der Anker kann ausbrechen und alle Bestandteile des Ankergeschirrs werden stark belastet.