Balsam für die Seele

Die Inseln vor Sibenik sind alles andere als Lückenfüller. Mit kurzen Distanzen, sicheren Häfen und versteckten Buchten eignet sich dieses Revier so gut wie kaum ein anderes, um sich vom langen Lockdown-Winter zu erholen

Balsam für die Seele

Wer seinen Törn in Biograd startet, steht vor einer Richtungsentscheidung. Im Norden locken die kargen Kornaten mit unberührter Natur, im Süden mondäne Städte wie Split und Hvar mit reichhaltigem Kulturangebot. Dazwischen liegt ein Küstenabschnitt, der in der Törnplanung meist wenig Beachtung findet und bestenfalls als möglicher Zwischenstopp auf der Hauptroute von den Kornaten in den Süden wahrgenommen wird.

Tatsächlich ist der Archipel von Sibenik aber weit mehr als eine Notlösung. Die Gruppe, die aus zehn größeren Inseln – fünf davon ständig bewohnt – und unzähligen kleineren Steinansammlungen besteht, ist vom einfachen Leben der Bauern und Fischer geprägt und versprüht einen ganz speziellen Charme. Natürlich hat sich auch hier der Tourismus als Haupteinnahmequelle etabliert und so überströmen im Sommer von Vodice und Sibenik kommende Tagesausflügler die vorgelagerten Inseln. Abseits der Hauptsaison gehen die Uhren jedoch merklich langsamer als am Festland und man bekommt einen interessanten Eindruck vom ursprünglichen Inselleben.

Der Name der Insel Prvic bedeutet auf Kroatisch nicht ohne Grund "die Erste", sie ist am nächsten zum Festland gelegen und auch für uns die erste Anlaufstelle im Archipel. In Privic Luka, der älteren der beiden Ortschaften auf der Insel, leben Fischer sowie Nachkommen von Sibeniker Adelsfamilien, die hier ihre Sommerresidenzen unterhielten. Die Sardinenfabrik am westlichen Ufer ist nicht mehr im Betrieb, sollten alle anderen Liegeplätze belegt sein, kann man daher hier bei einer Wassertiefe von zwei bis vier Metern anlegen. Wir ziehen die weitaus ansprechendere Kulisse am gegenüberliegenden Ufer vor. In der untergehenden Sonne glühen die Steinhäuser am Ufer in intensiven Rot- und Orangetönen. Die 110 Meter lange Hafenmole bietet 20 Liegeplätze mit Murings, Strom und Wasser sowie hervorragenden Schutz bei Nord- und Westwindlagen. Das Bojenfeld mit rund 20 Festmachern war im Frühling noch nicht in Betrieb.

Am Ende der Mole wird der Besucher von einem modernen Gebäude, das wie ein Fremdkörper zwischen den schlichten Steinbauten wirkt, in Empfang genommen. 2012 hat man hier – zum Teil mit EU-Mitteln – ein Museum zu Ehren des Universalgelehrten Faust Vrancic errichtet. Der Miterfinder des Fallschirms war Spross eines Sibeniker Adelsgeschlechts, dem einst ein großer Teil der Insel gehörte, und wurde auch in Privic Luka begraben. Leider ist das Museum, das mit einer interaktiven Ausstellung nicht nur Kinder begeistern soll, wegen der Covid-Maßnahmen geschlossen. Auch sonst befinden sich das Städtchen und der Nachbarort Sepurine, der zu Fuß gut erreichbar ist, noch im Dornröschenschlaf. Nur wenn die Fähre am Molenkopf anlegt, regt sich auf der autofreien Insel ein wenig Leben.

Nur eine Insel weiter, auf Tijat, befindet sich die Tijascica, eine tief eingeschnittene, idyllische Postkarten-Bucht mit türkisblauem Wasser, die im Sommer von Tagesausflügler überschwemmt wird. Sie bietet guten Schutz bei Maestral und Bora, rund 20 Festmacherbojen und Platz für rund 60 ankernde Boote. Ende April sind wir die einzige Yacht weit und breit. Eigentlich wollen wir einem Lounge Restaurant mit Cocktailbar, das in ehemaligen Ziegenställen logiert und von Feinschmeckern in höchsten Tönen gelobt wird, einen Besuch abstatten. Aber das Spirito Summer Place wird seinem Namen gerecht und ist noch eingewintert. Das Gebäude ist komplett verwaist, der Whirlpool ausgelassen, die Steganlage abgebaut und die Holzbeplankung an Land aufgestapelt. Da der Jugo wie prognostiziert einzusetzen beginnt, verlassen wir die wunderschöne, aber bei Südwind ungemütliche Bucht.

Den 1,5 Seemeilen langen Kanal Sveti Ante, der nach Sibenik führt und dessen Fahrwasser sonst von unzähligen Fähren, Frachtern, Yachten und Ausflugsdampfern aufgewühlt wird wie ein Wildwasser-Kanal, passieren wir, ohne einer anderer Yacht zu begegnen. So können wir auf dem Weg nach Sibenik in Ruhe die Landschaft mit ihren zerklüfteten Felsen, Höhlen und ehemaligen U-Boot-Bunkeranlagen vorbeiziehen lassen. Es ist immer ein besonderer Moment, wenn sich der Kanal weitet und den Blick auf die Stadt mit ihren drei Festungsanlagen freigibt; eine davon wurde in eine Sommerbühne umfunktioniert, eine andere diente als Filmkulisse für den Serien-Hit Games of Thrones. Die Industrie- und Hafenstadt hat sich in den letzten Jahren sichtlich gemausert, immer seltener gibt es Kräne und Schlote, die man gedanklich ausblenden muss.

Auch in Sibenik können wir uns den Platz an der Stadtmole aussuchen. Vor dem Hotel gibt es einige Liegeplätze mit Murings, aber keinen Stromanschluss. An der Promenade haben bereits einige Restaurants und Cafés geöffnet, eine Reihe dahinter ist alles noch fest verschlossen.

Den gesamten Revierbericht lesen Sie in der Yachtrevue 6/2021, am Kiosk ab 4 Juni!

Der komplette Bericht als PDF-Download:

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