Grüner Idealismus im großen Blau
Südpazifik. Die österreichischen Langzeit-Segler Birgit Hackl und Christian Feldbauer haben sich bewusst für ein Leben mit und in der Natur entschieden. Fehlt es an Umweltbewusstsein, versuchen sie, vor Ort aktiv zu einer Veränderung beizutragen
Zwischen den Welten. Die Segelyacht Pitufa ist ein gemütliches Zuhause, die Wildnis über und unter Wasser dennoch ganz nah
Ohne je vorher gesegelt zu sein, kauften wir 2008 eine robuste Blauwasseryacht und nahmen die Routenplanung für Atlantik und Pazifik in Angriff. Wir hatten jede Menge Fachliteratur und Reiseberichte gelesen und waren uns sicher, dass das Reisen unter Segeln der passende Lebensstil für uns sein würde. Auf diese Weise könnten wir wirklich abgelegene Destinationen erreichen und eins mit der Natur sein. Ganz schön blauäugig …
Doch wir hatten Glück. Das Segeln war tatsächlich das Richtige für uns und so sind wir jetzt, 14 Jahre nachdem wir in Kroatien die Leinen gelöst haben, immer noch ganzjährig auf unserer Pitufa unterwegs; die letzten zwölf Jahre haben wir zwischen den Inseln des Südpazifiks verbracht.
Und auch unsere Hoffnung, die Natur möglichst unberührt erleben zu dürfen, hat sich – zumindest zum Teil – erfüllt. Eine Begegnung mit Wildtieren freut uns immer noch so sehr wie am ersten Tag. Säugetiere haben es nicht bis zu den abgelegenen Inselchen des Südpazifiks geschafft, die Distanzen zwischen den winzigen Eilanden auf dem größten Ozean der Erde sind einfach zu groß. Sie gehörten ganz den Vögeln – bis vor etwa tausend Jahren Polynesier in Auslegerkanus anlandeten und den Artenreichtum ganz schnell dezimierten. Der Lebensraum der Vögel wurde und wird durch den Raubbau an Tropenhölzern und das Anlegen von Kopra-Plantagen weiter dezimiert, und sie finden immer seltener den endemischen Wald und die Ruhe, die sie zum Brüten brauchen. Umso schöner, wenn wir über einer Insel Seevögel kreisen sehen und an Land Nistkolonien beobachten können.
Unter Wasser ist im Südpazifik ungleich mehr los und so verbringen wir viele Stunden damit, das Verhalten der Rifffische zu beobachten: wie sie auf Nahrungssuche gehen, Revierstreitigkeiten austragen oder mit dem anderen Geschlecht turteln. Auch kleine Fische sind in dieser Hinsicht ausgesprochen interessant, aber wir hoffen doch immer, größere Arten zu treffen. Eine Begegnung mit einem der „Big Five“ (siehe Kasten auf Seite 30) macht einen ganz gewöhnlichen Schnorchelausflug zu einem unvergesslichen Erlebnis und lässt unsere Herzen jedes Mal schneller schlagen.
Begegnungen mit einheimischen Menschen sind uns mindestens genauso wichtig. Viele Segler düsen von Insel zu Insel, von Land zu Land. Gestoppt wird für einen kurzen Einkauf und vielleicht eine organisierte Tour, und schon geht es weiter zum nächsten Hafen. Wer im Schnelldurchgang reist, bekommt aber nur die oberflächliche äußere Fassade zu sehen. Aufgehübschte Strände, überteuerte Restaurants an der Promenade, eine „traditionelle“ Tanzveranstaltung. In der Erinnerung verschwimmt dann eine tropische Destination mit der nächsten und rückblickend erscheinen die Ankerplätze im türkisfarbenen Wasser und das Lächeln der Einheimischen überall gleich.
Leben in Zeitlupe
Wer wie wir langsam reist, hat hingegen die Chance auf tiefere Einblicke, kann andere Kulturen kennenlernen und Freundschaften schließen. Der Nachteil: Wer hinter die Fassade blickt, bekommt oft auch die unschönen Aspekte des doch nicht so perfekten Paradieses zu sehen …
Wenn wir an einer neuen Destination ankommen, brauchen wir erst einmal eine Woche, bis wir ein Gefühl für den Ort bekommen haben und uns ein wenig auskennen. Während die Ankernachbarn schon wieder weiterziehen, beginnen wir, uns erst so richtig einzuleben.