Ungestillte Sehnsucht

Südsee. Seit mehr als 30 Jahren sind die Seenomaden auf allen Ozeanen unterwegs. Das Segeln hat für sie nichts an Faszination verloren, auch wenn sich die äußeren Umstände zum Teil radikal veränderten

Ruhezone. Sogar auf den viel besuchten Gesellschaftsinseln gibt es idyllische Ankerplätze, wie hier vor dem Botanischen Garten in Tahiti

Ruhezone. Sogar auf den viel besuchten Gesellschaftsinseln gibt es idyllische Ankerplätze, wie hier vor dem Botanischen Garten in Tahiti

Die Welt ist erschlossen, entdeckt, erkundet. Äußerst selten stolpert man über weiße Flecken auf See- oder Landkarten. Gibt es überhaupt noch versteckte Paradiese auf diesem Planeten? Wie so oft im Leben kann ich nicht mit einem klaren Ja oder Nein antworten. Die Ferne rückt näher, die Welt scheint zu schrumpfen, doch sie kommt mir immer unübersichtlicher vor. Fragen stellen sich neu oder anders: Warum hierhin und nicht dorthin? Welche Häfen, Buchten, Inseln kann man sich sparen? Wo ist es noch ursprünglich und nicht überlaufen? Nur eines ist klar: Zuhause bleiben ist keine Option, denn Fernweh und Sehnsucht brennen in uns wie eh und je.

Noch einmal Südsee, das war die Idee. Mit dem Passat von Mexiko nach Französisch-Polynesien, weiter über die Cook-Inseln ins Königreich Tonga und von dort zu einem der schönsten Enden der Welt, nach Neuseeland, um der Hurrikan-Saison des Südpazifiks zu entwischen. Zumindest bis Tonga verläuft die Barfußroute, der Blue Highway der Fahrtensegler, auf dem es immer warm und sonnig ist und der Wind von achtern bläst. Jedenfalls war das früher so, auf unseren bisherigen Reisen durch den Pazifik. Doch diesmal Pustekuchen, alles anders als gedacht. El Niño schlägt voll zu, bringt Gegenwinde, Sturmböen, Niederschläge und unerwartete Wetterkapriolen. Und noch etwas hat sich geändert: Sehr sehr viele andere Yachten nehmen dieselbe Route wie wir. Seit der Pandemie scheint Fahrtensegeln enorm zu boomen und das Reisen per Boot ganz oben auf den To-do-Listen zu stehen.

Mein Blick in die Vergangenheit ist wie mein Blick in die Zukunft: Je größer der Abstand, desto verschwommener die Bilder. Tja, Segeln vor 30, 35 Jahren, das war noch was! Einsame Ankerbuchten, verträumte Häfen, naturbelassene Strände, kaum Yachten unterwegs. Die Welt groß, die Boote klein. Heute strauchle ich über die Online-Reservierung von Muringbojen und Marinaliegeplätzen, bin genervt von knallvollen Häfen und Buchten. Zu viele Menschen überall. Es wird eng in den Paradiesen dieser Welt, die überdies Schlagseite bekommen haben. Einheimische in der Südsee brechen längst nicht mehr in Jubeltänze aus, wenn wir vor ihrem Dorf ankern. Ganz im Gegenteil. Die Stimmung in Französisch-Polynesien ist mancherorts am Kippen. Man will das Ankern einschränken, reglementieren, die zahlreichen Segler loswerden. 2024 kamen angeblich 900 Yachten in Tahiti an, mindestens die Hälfte davon bleibt länger als ein Jahr; es gibt Stau im französischen Übersee Département.

Damals und heute

Unsere erste Weltumsegelung (1989 bis 1997 mit Susi Q, 9,5 Meter klein) erlebten wir zunächst einmal nur für uns. Erst im Anschluss präsentierten wir die erlebten Abenteuer auf Dias und in Berichten. Ich kann mich auch gut an unsere zweite Runde um den Globus (2002 bis 2009 mit Nomad) erinnern, als der einzige Kontakt zur Außenwelt ein Kurzwellenradio war. Damals mussten wir in ein Internetcafé, um E-Mails zu senden und zu empfangen. Heute ist mit Starlink eine lückenlose Live-Dokumentation jeder Reise möglich.

Die gesamte Story lesen Sie in der Yachtrevue 2/2025, am Kiosk ab 28. Februar!

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