Ausgewogene Mischung
Wild & mild. Die Balearen sind ein abwechslungsreiches Segelrevier mit ausgezeichneter nautischer Infrastruktur, das unberührte Buchten, lebendige Touristenorte, historische Highlights und ein reichhaltiges kulinarisches Angebot zu bieten hat
Europäische Urlauber, speziell jene aus dem deutschsprachigen Raum, lieben die Balearen. Vor allem auf der Hauptinsel Mallorca hat das seine Spuren hinterlassen; an manchen Küstenabschnitten prägen Hotels und Zweitwohnsitze das Erscheinungsbild. Dem Segler bieten sich aber nach wie vor eine Vielzahl an attraktiven Buchten, Häfen und Bojenfeldern sowie unverbaute Landschaft.
Hauptstadt der Balearen und Ausgangspunkt für unseren zweiwöchigen Segeltörn auf einer Jeanneau 519 ist Palma de Mallorca, dessen historisches Zentrum alleine eine Reise wert wäre. Die Altstadt präsentiert sich als anregender Mix aus spanisch-katalanischen und arabischen Einflüssen, die engen Gassen sind zum Teil nur über Treppen miteinander verbunden. In der Nähe des Hafens ragt neben dem Palast des Königs von Spanien die gotische Kathedrale La Seu auf. Etwas außerhalb der Stadt liegt auf einem Hügel das kreisrunde Castell de Bellver, dessen Architektur einzigartig in Europa ist. Von den mächtigen Burgmauern genießt man spektakuläre Blicke über die Bucht von Palma und das Umland.
Bei der Törnplanung verdient die exponierte Lage der Inseln besonderes Augenmerk. Der Wind kann aus jeder Himmelsrichtung kommen und durch die langen Anlaufstrecken erreichen die Wellen schnell beachtliche Höhen. Während noch die alte Dünung steht, kann sich aus einer anderen Richtung bereits eine neue Windsee aufbauen – dann wird es in vielen Buchten ungemütlich. Bei unserem Törn Mitte September hatten wir recht wechselhafte Bedingungen: Es gab Mistral, starke Niederschläge und Gewitter, drei Meter hohe Wellen oder Schlammregen mit Saharasand. Umso schöner war es, wenn dann wieder die Sonne über einer türkisen Cala lachte …
Gelungener Einstieg
Unser erster Schlag führt uns über 32 Seemeilen nach Cabrera, das einen perfekten Kontrast zur wuseligen Inselmetropole Palma abgibt. In nur wenigen Stunden haben wir den zauberhaften Miniarchipel erreicht, der zur Gänze als Naturpark gewidmet ist. In der fast rundum geschützten Bucht der Hauptinsel liegen die Segelyachten wie in einem Binnensee zwischen sanften, grünen Hügeln. Ankern ist generell verboten, Bojen kann man über die Webseite www.balearsnatura.com reservieren. Eine kleine Burg wacht von oben über das Ensemble, am Anleger gibt es eine einzige Bar, die Tapas und Erfrischungen anbietet. Ein echtes Paradies, allerdings mit dunkler Vergangenheit: Einst wurden hier 14.000 napoleonische Soldaten ausgesetzt und dem Hungertod preisgegeben.
Tags darauf geht es weiter nach Portocolom. Das Städtchen an Mallorcas Ostküste war früher ein Handelsstützpunkt und liegt in einem sicheren Naturhafen. Die schmale Einfahrt ist durch den weithin sichtbaren, gestreiften Leuchtturm leicht zu erkennen. An der Hafenpromenade findet man einige gute Restaurants und einen Supermarkt, der historische Ortskern liegt etwas abseits im Norden der Bucht. In dessen Mitte erhebt sich eine Kirche, vor den Häusern schaukeln kleine Fischerboote, die traditionellen Llauts. Portocolom verströmt einen unprätentiösen Charme – wer sich gern abseits vom Massentourismus bewegt, ist hier genau richtig. Je weiter wir entlang der Ostküste Mallorcas nach Norden segeln, desto abwechslungsreicher wird die Landschaft.