Es gibt keinen Zweiten
Lokalaugenschein. Der America’s Cup ist der älteste Sportbewerb und die bekannteste Regatta der Welt sowie ein Innovationstreiber für den Segelsport. Roland Regnemer war in Barcelona vor Ort und hat sich bei den Syndikaten umgehört
Angefangen hat alles mit der ersten Weltausstellung in London im Jahr 1851. Für die Engländer Anlass genug, an die US-amerikanische Delegation eine Einladung zum One Hundred Sovereigns Cup, einer Regatta um die Isle of Wight, auszusprechen. Der New York Yacht Club nahm die Herausforderung an und ließ einen transatlantiktauglichen Zweimast-Schoner bauen. Damit war der Grundstein für den ältesten, nach wie vor ausgetragenen Sportwettbewerb gelegt. Allerdings erwies sich die Einladung als Schuss ins Knie der stolzen britischen Seeleute: Die America segelte trotz Startschwierigkeiten die Konkurrenz in Grund und Boden, der „Auld Mug“, wie die legendäre Silberkanne genannt wird, trat ihren Weg nach New York an. Die Amerikaner sprachen eine Gegeneinladung aus und der America’s Cup war geboren.
In den folgenden 173 Jahren sollte es an weiteren Geschichten und Superlativen nicht mangeln. 132 Jahre lang in Folge verteidigten die New Yorker den Titel. Erst im Herbst 1983 und im vierten Anlauf gelang es dem australischen Syndikat unter Skipper John Bertrand, den Cup zu erobern. Tragischer Held war ein gewisser Dennis Connor, der davor bereits zwei Mal erfolgreich den Cup gewonnen hatte. Der Starboot-Segler ging aber nicht nur als jener Skipper in die Geschichte ein, der den Cup verloren hatte, sondern eroberte den Pokal auch postwendend zurück.
Den Briten gelang es hingegen seit der ersten, schmerzlichen Niederlage im Jahr 1851 nicht, den Cup wieder ins Mutterland zu holen. Der schottische Unternehmer und Begründer der gleichnamigen Tee-Dynastie Thomas Lipton versuchte es zwischen 1899 und 1930 gezählte fünf Mal, blieb aber erfolglos. Dennoch gilt Lipton als Vorläufer des modernen Sportmarketings, denn sein Tee wurde nicht zuletzt dank der seglerischen Aktivitäten des Gründers in den USA berühmt. Aktuell haben die Briten mit Ineos ein Syndikat am Laufen. Zentrale Figur ist Ben Ainslie, eine sportliche Legende, der wie Lipton zum Sir geadelt wurde und der erfolgreichste olympische Segler aller Zeiten ist. Er holte vier Mal Gold und einmal Silber im Finn bzw. Laser, an den Cup konnte er seine Hand aber noch nicht legen. Mittlerweile läuft seine vierte Cup-Kampagne unter dem tragisch-schweren Titel „Bring the Cup home“.
Duelle am Wasser
Bis 1967 war der America’s Cup ein klassisches Match Race zwischen dem Titelverteidiger und jeweils einem Herausforderer. Ab 1970 gab es Interesse von mehreren Syndikaten, den NYYC zu fordern. Die Amerikaner willigten in eine eigene Vorausscheidung ein – der Louis Vuitton Cup war geboren. Danach wechselte die Nachfrage ständig, heuer stehen dem Cupholder Emirates Team New Zealand fünf Teams gegenüber; vier aus Europa, eines aus den USA.