Eindrucksvolle Machtdemonstration
America’s Cup. Emirates Team New Zealand sichert sich zum dritten Mal in Folge den Sieg im Kampf um die älteste Sporttrophäe der Welt und besiegte INEOS Britannia mit 7:2. Roland Regnemer war bei der Entscheidung vor Ort
Wenn wir Kiwis fliegen müssen, dann können wir es auch“, sprach die Neuseeländerin mit den blau-silbrigen Haaren und begann wie einer der Nationalvögel des Inselstaates aufgeregt im Race Village im Hafen von Barcelona auf und abzulaufen. Gerade eben hatte ihr Emirates Team New Zealand zwei Niederlagen gegen die britischen Herausforderer hinnehmen müssen und erstmals machte sich so etwas wie Nervosität bei den zahlreich angereisten neuseeländischen Fans breit. Diese hatten mit Beginn des eigentlichen AC die Hafengegend im Stadtzentrum fest in ihrer Hand. Schwarze Shirts mit türkisem Farn-Blatt dominierten das Straßenbild, die Tapas Bars und natürlich auch die Race Villages an der Mole von Port Vell sowie am Strand. Der America’s Cup war Treffpunkt für die europäische Community aus Neuseeland, darüber hinaus nahmen tausende Fans die rund 30-stündige Flugreise aus dem Heimatland in Kauf, um ihr Team anzufeuern und es auf ihrem Weg zum dritten Sieg in Serie zu unterstützen. Der Status der Segler gilt in Neuseeland als identitätsstiftend und befindet sich auf Augenhöhe mit den All Blacks, dem ebenfalls in Schwarz auftretenden Rugby-Nationalteam.
Die oben angesprochene Nervosität sollte aber nicht lange anhalten. Die Kiwis hatten zu diesem Zeitpunkt – vier Regattatage waren schon absolviert – bereits vier Siege am Konto, lagen also immer noch souverän mit 4:2 voran. Nach einem geplanten Ruhetag und bei leichterem Wind und kaum Welle kehrten sie selbstbewusst und ruhig auf die Regattabahn zurück. Peter Burling auf der einen und Nathan Outteridge auf der anderen Seite steuerten die Taihoro zwei Mal zu einem jeweils überlegenen Start-Ziel-Sieg und damit zu vier Matchbällen. Die Dock-Out-Show am darauffolgenden Tag markierte den ersten emotionalen Höhepunkt. Zu den trompetenähnlichen Klängen einer Pūkāea, dem hölzernen Blasinstrument der Ureinwohner, führte ein Team von Māoris in einem der typischen Holzkanus den Konvoi aus dem Hafen. Tausende Fans säumten die Mole, unzählige Boote und Yachten begleiteten den Tross bereits zwei Stunden vor dem möglichen Startsignal. Gänsehaut und Stadionfeeling, wie es Segler nur ganz selten in ihrer sportlichen Laufbahn erleben dürfen. Auf der anderen Seite des Hafens wurde einstweilen der Geist von 2013 beschworen.