Unter ewig blauem Himmel
Die Werft Frauscher Boote, die heuer 90-Jahr-Jubliäum feiert, betreibt auf Mallorca eine eigene Niederlassung. Wir waren vor Ort und haben Geschäftsführer Michael Frauscher zwei Tage lang bei der Arbeit begleitet
In der Ruhe liegt die Kraft. „Wenn die Dinge aus dem Ruder laufen, nicht wild agitieren, das macht die Sache üblicherweise nur schlimmer. Besser Hände weg, schauen und erst einmal gar nichts tun.“ Nichts tun, das ist dem Eigner, der gerade unter Michael Frauschers Anleitung versucht eine 1414 Demon mittels Joystick aus der engen Box zu manövrieren, fremd. Im Zivilleben gehört ihm ein erfolgreiches Logistik-Unternehmen und das Agitieren vermutlich zu seinem Alltag. Der Mittvierziger aus dem Saarland hat kürzlich ein fußläufig zur Marina Port Adriano gelegenes Häuschen mit Meerblick, eben diese Demon sowie einen farblich perfekt zur Yacht passenden Geländewagen erworben und löst gerade einen Teil jener 30 Trainingsstunden ein, die beim Kauf einer Frauscher-Yacht in Mallorca inkludiert sind.
30 Stunden? Echt jetzt? „Wer besser mit dem Boot umgehen kann, hat mehr Freude daran und macht weniger kaputt. Und wir haben weniger Arbeit“, lächelt Frauscher milde. So gut wie niemand konsumiere den gesamten Umfang, aber das Angebot vermittle Großzügigkeit und Sicherheit. Und, ganz wichtig: Die Übungsstunden, bei denen ganz praxisorientiert an Bootsbeherrschung, Manövern und Ankertechnik im Mittelpunkt stehen, würden auch beziehungsstiftend wirken. Man verbringt entspannt Zeit miteinander, trägt einander das Du-Wort an, fasst Vertrauen. Aus dem Kunden, den man stets wie einen Gast behandelte, wird ein Freund.
Der Kunde als Freund. Ein zentraler Satz. „Wir begegnen Interessenten auf Augenhöhe“, erklärt Michael Frauscher das Prinzip Frauscher. „Wir übertreiben nicht, wir machen keinen Druck. Wir wollen vermitteln, wie schön es auf einem Boot ist, wie es das Leben bereichert, was der persönliche Benefit sein könnte. Das zeigen wir, darüber reden wir. Nicht über den Stufenrumpf oder das Lenkrad aus Mahagoni.“ Emotion statt Ratio. Ganz schön schlau; wer eine Lido, Mirage, Fantom oder Demon kauft, trifft schließlich eine Entscheidung, die eher von Herzen kommt als von Vernunft getragen ist.
Einen Freund kann man jederzeit erreichen. Deshalb hat jeder Eigner – 25 sind es aktuell in Port Adriano, 35 auf den Balearen – die private Handy-Nummer von Michael Frauscher bzw. seinem Sohn Max eingespeichert; Letzterer ist für die Leitung der Basis in Mallorca hauptverantwortlich und von März bis Oktober durchgehend vor Ort. Dementsprechend viele Anrufe und Textnachrichten bekommen die beiden, und zwar rund um die Uhr. Das Vater-Sohn-Gespann fungiert auf der Insel als Anlaufstelle für Anliegen aller Art, die beiden sind routinierte Troubleshooter und haben gute Beziehungen zu lokalen Betrieben und Schlüsselpersonen. Dass der 26-jährige Max, der in Krems Wirtschaft studiert hat, nach längeren Auslandsaufenthalten in Argentinien perfekt spanisch spricht und mit der südländischen Mentalität gut umgehen kann, hilft ungemein. Der Senior, der jene Generation vertritt, der die meisten seiner Kunden angehören, verkörpert die graue Eminenz im Hintergrund, steht für Kontinuität und Verlässlichkeit. Auch schlau, diese Kombi.
Seit April 2012 gibt es die Frauscher-Außenstelle in der von Philippe Starck designten Superyacht-Marina Port Adriano; sie wird als internationaler Schauraum und Test-Center genutzt und war für die Internationalisierung der Marke enorm wichtig. Mallorca ist als stärkste Händler ein wichtiges Standbein für Frauscher.