Nordische Göttin
Die längste J Class aller Zeiten hat ihren Ursprung in Schweden. Sie wurde nach einem Originalentwurf von 1937, aber aus modernsten Materialien gebaut
Wer je eine J Class unter Segel gesehen hat, wird diesen Anblick nie vergessen. Schiere Eleganz, umweht von Geschichte und in gigantische Maße gegossen – da bleibt einem der Atem stehen. In den 1930er Jahren wurde auf diesen Yachten um den America’s Cup gekämpft, Harold S. Vanderbilt und Thomas Lipton waren legendäre Protagonisten jener Ära. Insgesamt zehn J-Class-Yachten liefen damals vom Stapel, drei davon – Shamrock V, Endeavour und Velsheda – blieben im Original erhalten, sechs weitere kamen im Laufe der Zeit als Replikas dazu; dabei handelt es sich um Neubauten nach ursprünglichen Entwürfen, für die aber moderne Materialien verwendet wurden.
Der jüngste Zugang in der Klasse trägt den Namen Svea. Die Linien stammen vom schwedischen Yachtdesigner Tore Holm, der sie 1937 zu Papier brachte. Mit einer Länge von 43,60 Metern wäre sie die Größte und möglicherweise auch die Schnellste ihrer Klasse gewesen, der Entwurf wurde aber nie in die Realität umgesetzt. Er verstaubte vielmehr in einem Archiv, wo ihn ein holländischer Yachthistoriker 1999 per Zufall wiederentdeckte. Zwischen 2012 und 2014 wurde der Rumpf in der Werft Claasen exakt nach den historischen Vorgaben gebaut, allerdings nicht aus Stahl sondern aus Aluminium und ohne dass es einen Eigner dafür gegeben hätte. Der fand sich Ende 2015: Der US-Amerikaner Thomas Siebel, Software-Milliardär und leidenschaftlicher Segler, ließ sich von dem Projekt begeistern und die Svea in der holländischen High-End-Werft Vitters ausbauen. Siebels deklariertes Ziel war es, mit seiner neuen Yacht an jener J Class Regatta teilzunehmen, die im Juni 2017 im Rahmen des 35. America’s Cup vor Bermuda über die Bühne gehen sollte. Dafür blieben ihm nur 17 Monate Zeit, und so drückte der erfolgsgewohnte Geschäftsmann kräftig auf die Tube. Im Jänner 2017 wurde die fertige Yacht zu Wasser gelassen, im März folgten vor Palma de Mallorca Probeschläge und Testfahrten sowie die ersten Trainingseinheiten unter der Leitung des ehemaligen AC-Skippers Francesco de Angelis.