Erlesener Kreis
Ritterschlag. Die Preise für Europas Yachten des Jahres 2023 wurden wieder auf der boot in Düsseldorf, vor großer Kulisse und in würdigem Rahmen vergeben. Roland Duller, als Gründungsmitglied seit über zwanzig Jahren dabei, gibt einen Einblick in die Entscheidungsfindung und porträtiert die Gewinner
Bei der Flagship Night werden seit zwei Jahrzehnten Europas Yachten des Jahres gekürt; sie ist Treffpunkt für das Who is Who der nautischen Branche und Highlight des ersten Messetags. Heuer waren rund fünfhundert Gäste geladen, die sich die Zeit beim Smalltalk und am Buffet vertrieben.
Das Szenario rund um die Preisverleihung ist seit Jahren ident: Jubel bei den Gewinnern, Enttäuschung bei jenen, die es nicht nach ganz oben auf das Podest geschafft haben. Im Anschluss wird mit den Jury-Mitgliedern diskutiert, wobei die Gespräche in aller Regel durchaus fair und sachlich verlaufen. Schlechte Verlierer gibt es, sie stellen aber die Ausnahme dar.
Blicken wir kurz zurück in das Jahr 2002. Im Gründungsjahr des EYOTY-Awards, wurden die Yachten nicht von allen Jury-Mitgliedern getestet. Es war uns allerdings rasch klar, dass diese Vorgangsweise nicht unserem Anspruch an die Qualität der Auszeichnung genügte. Daher einigten wir uns darauf, dass die Werften zukünftig die jeweils nominierte Yacht der kompletten, mittlerweile zwölfköpfigen Jury an zwei Testterminen zur Verfügung stellen müssten. So würde sich jedes Mitglied mit jeder Yacht intensiv beschäftigen können. Ein Entschluss, der für alle Beteiligten einen enormen Aufwand bedeutete. Würde sich so ein Monsterprojekt alljährlich wiederholen lassen? Sicher waren wir uns nicht …
Heuer fanden die sea trials zum 20. Mal statt, wie so oft vor La Rochelle, Frankreich und Port Ginesta, Spanien. Das EYOTY-Prozedere, bei dem ein Dutzend renommierter Magazine eng zusammenarbeitet, ist nicht nur höchst erfolgreich, sondern weltweit einzigartig. Und der Titelgewinn die mit Abstand wichtigste Auszeichnung in der Yachtbranche, die so mancher Yacht fulminante Verkaufszahlen beschert hat.
Kontinuierliche Weiterentwicklung
Im Laufe der Jahre wurden am Konzept immer wieder Änderungen vorgenommen. Die Jury dreht alljährlich an den Stellschrauben, um das bestmögliche Umfeld und vor allem faire Bedingungen zu schaffen. So haben wir die Yachten anfänglich nach ihrer Länge in fünf Kategorien eingeteilt, später entsprechend ihrer Ausrichtung (Fahrtenyachten, Performance-Cruiser, Luxusyachten, Spezial-Yachten und Mehrrumpfboote) gruppiert. Dieses System ist nach wie vor aktuell, aber keineswegs starr. Heuer gab es beispielsweise als Folge der großen Zahl an Neuerscheinungen in diesem Sektor erstmals zwei Katamaran-Kategorien – eine für Fahrten-, eine für Performance-Modelle. Bei den Testfahrten stellte sich allerdings heraus, dass sich diese hinsichtlich ihrer Segelleistung weniger stark unterschieden als erwartet, ja dass mancher Cruising-Kat sogar gleich gut oder schneller segelte als der Performance-Kollege. Daher fassten wir letztlich alle sieben Kats in einer Gruppe zusammen und kürten auch nur einen Sieger.
Komplex ging es auch in der Kategorie der Spezial-Yachten zu.