Internet an Bord
Schnelles, stabiles Internet ist an Bord nicht so einfach zu realisieren wie an Land. Welche Möglichkeiten es gibt und für wen diese geeignet sind, hat Verena Diethelm recherchiert
Zwischen Zoom-Meeting und Angebotserstellung schnell den Segeltrimm checken? Nach dem Troubleshooting mit einem der wichtigsten Key Accounts eine Runde in der Bucht schwimmen? Für immer mehr Selbstständige ist das keine Utopie mehr, dank Homeoffice-Lösungen gilt das auch zunehmend für Arbeitnehmer. Neue Technologien und die Corona-Pandemie haben den Trend zum ortsunabhängigen Arbeiten beschleunigt. Werften berichten, dass ein eigener Arbeitsplatz an Bord im vergangenen Jahr ganz oben auf der Wunschliste der Kunden stand.
Dass es möglich ist, nicht nur von Bord aus zu arbeiten, sondern ein ganzes Unternehmen mobil zu führen, beweisen Maren und Matthias Wagener, die seit 2015 ihr Digital-Produktions-Unternehmen Vast Forward ausschließlich von ihrem Segelboot aus managen. "Unser Lebensmodell ist von funktionierender Internet-Infrastruktur abhängig. Montag bis Freitag sind für uns ganz normale Arbeitstage, an denen wir selbstverständlich erreichbar sein müssen. Wir benötigen eine sichere, stabile Verbindung, die auch ohne Hafen-WLAN funktioniert und die gleichzeitige Nutzung von mindestens zwei Laptops und Mobiltelefonen erlaubt. Außerdem ist uns Kosten-Sicherheit wichtig", beschreibt Matthias Wagener die Anforderungen an den schwimmenden Arbeitsplatz.
"Es träumen alle davon, gutes Internet an Bord zu haben", berichtet Andreas Hanakamp, dessen Unternehmen Segelwelt Eigner bei der Einrichtung von Internetlösungen an Bord berät. Der Traum weicht allerdings oft Ernüchterung. Eine hinsichtlich Qualität und Kosten vergleichbare Internetqualität, wie man sie von Festnetzanschlüssen (DLS, Kabelnetzwerke und Highspeed-Glasfasernetzen) an Land kennt, ist an Bord derzeit nicht realisierbar.
Prinzipiell stehen vier Möglichkeiten zur Wahl, über die man sich auf dem Boot mit dem Internet verbinden kann: WLAN, Mobilfunknetz, Satelliten und Kurzwelle. Da Letzteres ein Amateurfunkzeugnis voraussetzt, umständlich ist und außerdem in den vergangenen Jahren an Bedeutung verloren hat, wird in Folge nicht näher darauf eingegangen.
Für welche Variante man sich letztendlich entscheidet, hängt davon ab, wo man das Internet nutzen will, welche Datenmengen man benötigt und wie groß das Budget ist.
1) WLAN
Drahtlose lokale Netzwerke (Wireless Local Area Network) findet man heutzutage in fast allen Marinas sowie in Restaurants und Cafés. Für diejenigen, die das Netz vor allem nutzen wollen, wenn sich das Schiff am Liegeplatz befindet, ist WLAN die einfachste und günstigste Variante. Dazu wäre strenggenommen nicht einmal die Anschaffung zusätzlicher Hardware notwendig, da heutzutage alle Smartphones, Tablets und Laptops über eine eingebaute WLAN-Empfangseinheit verfügen.
Einem WLAN sind jedoch technologische Grenzen gesetzt. Es ist nichts anderes als ein lokales Funknetz und die Verbindung hängt von der limitierten Sende- und Empfangsleistung sowie von der Dichte der WLAN-Access-Points. In der Praxis kann das WLAN-Signal von geografischen Gegebenheiten wie Masten, Aufbauten oder Gebäuden stark abgeschwächt werden. Da man in die Infrastruktur des Marina-WLANs nicht eingreifen kann, helfen in diesem Fall nur externe WLAN-Antennen, die als Signalverstärker dienen und direkt am Computer angesteckt werden. Das hat allerdings den Nachteil, dass immer nur ein Gerät mit dem WLAN verbunden werden kann.