Work, eat, sleep, repeat

Mehr als 2.000 Arbeitsstunden flossen in die Überholung der österreichischen VO65 – nun ist die Sisi wieder voll fit. Verena Diethelm sprach mit Boat Captain Konstantin Kobale über Ultraschalluntersuchungen, schlaflose Nächte und unliebsame Überraschungen

Work, eat, sleep, repeat

34 Grad mitten im Januar? In Cascais? Wer jetzt Lust auf eine Winterfrische an der portugiesischen Atlantikküste bekommt, sollte mit dem Buchen besser warten. In den Genuss dieser sommerlichen Temperaturen kam nämlich nur Henry Woodhouse, der unter einem kleinen Zelt aus Plastikfolie die Scharten an der Kielbombe des VO65 Sisi mit Epoxy auswetzte. Der Bootsbauer, der beim letzten Volvo Ocean Race das Schiff des Gewinner-Teams Dongfeng in Schuss gehalten hatte, war von The Austrian Ocean Race Project (TAORP) engagiert worden und durfte in diesem geschützten Bereich hantieren. Außerhalb davon hatte es die Refit-Crew hingegen mit zur Jahreszeit passenden Bedingungen zu tun, sprich mit Nässe, Kälte und Sturm, was das Rennen gegen die Zeit verschärfte. Das Fenster, in dem der Refit der Sisi über die Bühne zu gehen hatte, war nämlich reichlich schmal, abgesteckt durch die Rückkehr von der Atlantic Rally for Cruisers (ARC) einerseits sowie den Aufbruch zum nächsten Regattaeinsatz bei der Caribbean 600 andererseits. Nicht mehr als 18 Tage standen zur Verfügung, in denen ein Team aus österreichischen Crew-Mitgliedern und internationalen Spezialisten, das zeitweise aus dreizehn Mann bestand, in der Marina de Cascais schuftete.

Das letzte Mal war die Sisi, die 2014/15 als Team Alvimedica und 2017/2018 als Vestas 11th hour racing um die Welt gesegelt war, vor fast zwei Jahren umfassend gewartet worden, seither hatte sie drei Mal den Atlantik überquert und tausende Seemeilen zurückgelegt. Höchste Zeit also, den VO65, der im Sommer 2019 von The Austrian Ocean Race Project übernommen worden war und heuer in seine erste volle Regattasaison unter österreichischer Flagge startet, gründlich unter die Lupe zu nehmen.

Drei Tage lang dauerten alleine die Vorbereitungen für das Auskranen. Das Gerüst mit den Auflagen für den Rumpf musste zusammengeschweißt, alles aus dem Schiff geräumt, sämtliche Leinen ausgefädelt sowie die beiden am Mast hängenden Schwerter ausgebaut werden. Für das Legen des 30 Meter langen Mastes und Kranen, bei denen ein 200-Tonnen-Autokran zum Einsatz kam, brauchte es insgesamt fünf Stunden.

Danach wurden sämtliche Winschen, Grinder, Blöcke, Beschläge und die Hydraulik ausgebaut, gereinigt und geschmiert, wenn nötig Verschleißteile ausgetauscht. Auf der Wartungsliste standen weiters das komplette Rigg, Ruder und Lager, Kielhydraulik, die Erneuerung von Antifouling und Deck-Lackierung, Watermaker, Saildrive und Propeller, Seeventile, ein großes Motorservice sowie die Säuberung von Diesel- und Wassertanks und deren Leitungen.

Erhellende Analyse

Die Stabilität des Masts wurde mit Hilfe eines Ultraschallscanners überprüft. Wie bei einer medizinischen Untersuchung muss dafür die zu überprüfende Stelle angefeuchtet und anschließend mit dem Gerät abgetastet werden. Es erkennt auf Grund des wechselnden Echos Lufteinschlüsse durch Delamination.

Das Rigg – insbesondere Salinge, Metallverbindungen, Püttings und Mastfuß – wurde mit einem Farbtest kontrolliert, wie er auch in der Luftfahrt zum Einsatz kommt. Dabei wird zunächst ein Farbeindringmittel mit hoher Kriechfähigkeit auf die Metallteile gesprüht und in einem nächsten Schritt wieder entfernt. In feinen Rissen verbleibt die Farbe und macht sie dadurch sichtbar. Zum Glück hat die Sisi bislang alle Strapazen ohne grobe Schäden überstanden. „Bis auf natürlichen Verschleiß haben wir keine versteckten Mängel oder strukturelle Schwächen entdeckt. Das ist sehr beruhigend,“ weiß Konstantin Kobale, Boat Captain und Segler bei TAORP, zu berichten.

Neben Rumpf und Rigg ist die Ruderanlage eines der am stärksten belasteten Systeme an Bord. Alle Ruderlager wurden ausgebaut, überprüft und geschmiert sowie alle Steuerketten und Leinen getauscht. Der Einbau des Ruderblattes erfordert die Zusammenarbeit von vier Personen: Zwei stehen auf einer Scherenhebebühne unter dem Rumpf und führen das Ruderblatt, eine befindet sich beim unteren Ruderlager unter Deck, eine weitere beim oberen Ruderlager am Deck.
Bei einem Hightech-Schiff wie der Sisi nehmen Elektrik und Elektronik eine wichtige Rolle ein. Ein kaputtes Kabel oder ein korrodierter Stecker können schnell gravierende Probleme nach sich ziehen, da der Karbon-Rumpf leitet und es zu einem Kurzschluss und in Folge zu galvanischer Korrosion kommen kann.

Die gesamte Story über den Refit der Sisi lesen Sie in der Yachtrevue 3/2020, am Kiosk ab 28. Februar!

Der komplette Bericht als PDF-Download:

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