Die Uhr tickt
Mit dem 49er-Duo Benjamin Bildstein und David Hussl hat das dritte OeSV-Team ein Olympiaticket gelöst. Wer hält guten Kurs auf Tokio, wer ist im Schlingern? Judith Duller-Mayrhofer sprach im BLZ Neusiedl mit den Aktiven sowie mit Sportdirektor Matthias Schmid
Acht etwa gleich starke Teams kämpften in Neuseeland um vier Tickets nach Tokio – die Olympiaqualifikation war bei der 49er-WM zumindest aus Sicht der heimischen Fans das spannendere Thema als die Vergabe der Medaillen. Im Scheinwerferlicht standen Benjamin Bildstein und David Hussl. Im ersten Anlauf war es den beiden 27-Jährigen, die aufgrund einer Schulterverletzung von Bildstein eine längere Zwangspause hatten verkraften müssen, nicht gelungen, diese Hürde zu nehmen; wichtigstes Saisonziel für 2019 war damit die Sicherung des Quotenplatzes für Österreich. Um es zu erreichen, wurden alle Register gezogen. Bildstein und Hussl reisten bereits zwei Monate vor der WM nach Auckland, um dort möglichst viele Stunden am Wasser verbringen und das Material für das Revier optimieren zu können, Sportpsychologe Dr. Björn Krenn, der seit vielen Jahren für den OeSV arbeitet, bereitete das Team gezielt auf den zu erwartenden mentalen Druck vor. Mit einem Sieg bei der unmittelbar vor der WM ausgetragenen Ozeanienmeisterschaft in der Tasche gingen die Österreicher voll Selbstvertrauen in die entscheidende Regatta, qualifizierten sich als Dritte souverän für die Goldflotte und beendeten die WM schließlich auf Rang sechs. Aus der Quali-Gegnerschaft waren lediglich die Spanier noch besser platziert – damit hatten die Österreicher das ersehnte Ticket fix gelöst.
„Diese Leistung ist nicht hoch genug einzuschätzen“, zog ein erleichterter OeSV-Sportdirektor Matthias Schmid den Hut, „die beiden haben bewiesen, dass sie im entscheidenden Moment abliefern können und genau darum geht es im Spitzensport.“ Besonders beeindruckend, so Schmid, sei die Moral gewesen, mit der die beiden im Laufe der Serie kleinere Rückschläge weggesteckt und sich wieder an die Spitze zurückgekämpft hätten: „Zu wissen, dass man mit solchen Situationen umgehen kann, ist extrem wichtig für einen Sportler und gibt wertvolle Sicherheit für weitere Großevents. Wenn die beiden mit dem Einsatz, den sie im letzten Jahr bewiesen haben, weitermachen, unverletzt bleiben und die finale Vorbereitung auf Enoshima nach Plan verläuft, gehören sie in Tokio zu jenen Mannschaften, die im Kampf um die Medaillen mitspielen können.“
Benjamin Bildstein sieht die zunächst verpasste Quali im Rückblick sogar als Vorteil: „Wir wussten, es geht um alles oder nichts, haben in dem vergangenen Jahr extrem hart gearbeitet, in jedem Bereich das Letzte herausgeholt und mit den besten Teams der Welt Trainingsgemeinschaften gebildet. Das hat unglaublich viel gebracht. Ich hätte nicht gedacht, dass wir uns auf diesem Niveau noch so sehr weiterentwickeln können. Wir sind in der Form unseres Lebens, fühlen uns eins mit unserem Boot und freuen uns wie verrückt auf Olympia.“
Rückkehr an die Spitze
Auf Olympia freuen darf sich auch das Nacra17-Duo Thomas Zajac und Barbara Matz. Die beiden haben das Ticket für Tokio bereits seit einem Jahr in der Tasche, mussten nach der Knieverletzung, die sich Zajac im Sommer 2019 zugezogen hatte, allerdings eine Weile pausieren. In Neuseeland stiegen sie wieder in den Regattazirkus ein und absolvierten wie die 49er-Kollegen zunächst die Ozeanienmeisterschaften und anschließend die WM. Das Comeback am anderen Ende der Welt gelang besser als erhofft: Zajac und Matz konnten durchgängig mit der Spitze mithalten, zogen bei der WM ins Medalrace ein und meldeten sich mit Rang acht im Endklassement zurück. Ein Resultat, das umso eindrucksvoller ist, als Zajac sein lädiertes Knie bei starkem Wind und hoher Welle noch nicht voll belastete. „Das waren nicht ungefährliche Bedingungen und ich bin quasi mit angezogener Handbremse gefahren um nichts zu riskieren“, erzählt Zajac, „außerdem machen sich bei solchen Verhältnissen die fehlenden Wasserstunden bemerkbar.“