Hotspot Bodensee
Interessante Initiativen, hochwertige und traditionelle Regatten – das Gewässer im äußersten Westen Österreichs ist ein Segelrevier der Extraklasse
Weit ist der Weg
Rund Um. Die größte Segelregatta der Region führt um den gesamten Bodensee. Heuer hatten die Teilnehmer sowohl mit Flaute als auch Sturm zu kämpfen
Der Name ist Programm: Bei der Rund Um geht es einmal um den ganzen See, und das seit 65 Jahren. Als der Lindauer Segel-Club 1951 zur Premiere lud, hätten es sich die Veranstalter wohl nicht träumen lassen, dass sich diese Langstrecken-Regatta zum größten Segelsport-Event am Bodensee entwickeln würde. Hunderte Teilnehmer drängen sich Jahr für Jahr an der rund 2.700 Meter langen Startlinie vor Lindau, die durch das Startschiff – heuer war es der legendäre Schaufelraddampfer Hohentwiel – geteilt wird. Auf der kürzeren Seite bleiben die High-Performance-Racer unter sich, gegenüber kämpft der Rest der Flotte um den besten Platz. Der hundert Kilometer lange „Große Kurs“ führt über Bahnmarken vor Romanshorn, Eichhorn/Konstanz, Überlingen und Meersburg zurück nach Lindau, dem schnellsten Schiff steht das Blaue Band vom Bodensee zu. Auf dem „Kleinen Kurs“ wird die Marke in Überlingen ausgelassen.
Zugelassen sind alle Klassen, alle Größen und alle Crew-Kombinationen. Seit 1953 handelt es sich um eine Nachtfahrt; der Startschuss fällt um 19 Uhr 30. Bis 2011 wurde die Flotte in ungeraden Jahren rechts herum, in geraden Jahren links herum um den See geschickt, seit 2012 legt man den Kurs immer gegen den Uhrzeigersinn aus. Der Grund: Können die Segler auf dem Weg von Lindau über Romanshorn und Konstanz nach Überlingen am deutschen Ufer zurücksegeln, haben sie deutlich bessere Chancen auf gute Thermik und bleiben nicht vor Romanshorn hängen.
Bei der heurigen Jubiläumsauflage gab es zunächst kaum einen Hauch von Wind. 320 Yachten dümpelten bei hochsommerlichen Temperaturen über den spiegelglatten See in den Sonnenuntergang, in der Nacht sorgte dann eine Gewitterfront mit Böen bis sieben Beaufort für Speed und einen Anstieg des Adrenalinspiegels bei den knapp 2.000 Seglerinnen und Seglern. Grobe Schäden gab es nicht zu verzeichnen, den spektakulärsten Stunt lieferte die Holy Smoke, ein Katamaran aus der Schweiz, der 2011 das Blaue Band geholt hatte, mit einem Salto. Allerdings blieben trotz einer Bahnverkürzung für die Gruppen 2 und 3 nur 205 Teilnehmer innerhalb des Zeitlimits. Denn während die schnellen Yachten frühmorgens mit dem Gewitterwind ins Ziel rauschten, parkten die langsameren Kollegen tagsüber in bleierner Flaute. Ein Missgeschick gab es vor Eichhorn, wo ab den frühen Morgenstunden die Tonne nicht mehr auffindbar war. Zahlreiche Teams irrten planlos umher, Stunk war vorprogrammiert. „Man hätte uns informieren müssen“, ärgerte sich etwa der Bregenzer Rainer Barta, der nach erfolgloser Suche frustriert aufgegeben hatte, „das ist eine Respektlosigkeit den Teilnehmern gegenüber.“
Ein stimmungsvolles Fest war hingegen die Preisverteilung in dem als besonders gastfreundlich bekannten und wunderschön gelegenen Lindauer Segel-Club. Sieben Klassensiege gingen an Segler aus Vorarlberg, das Blaue Band holte der 28-jährige Bayer Veit Hemmeter, der das Rennen auf seinem Katamaran M2 und mit einer dreiköpfigen Crew nach 7 Stunden und 41 Minuten beendete. Als Vierter kreuzte Fritz Trippolt auf dem Kat Skinfit die Linie. Ein Resultat, mit dem der Bregenzer nicht zufrieden war.
Den gesamten Artikel, zu dem auch ein Bericht über die Bodenseewoche und die neue Bodensee-Einheitsklasse J70 zählt, lesen Sie in der Yachtrevue 7/2015, am Kiosk ab 3. Juli!