Sun Odyssey 469
Modernisierungsoffensive rückt Jeanneaus Classic-Linie wieder in das recht Licht
Jeanneau hat sich im letzten Jahrzehnt fast ausschließlich dem Bau von Fahrtenyachten gewidmet und dabei im Wesentlichen die Classic- und DS-Reihe (DS für Decksalon) forciert. Die DS-Linie startete im Jahr 2002 mit der Sun Odyssey 54 DS. Sie war kein echtes Decksalon-Modell sondern eine Yacht mit mäßig erhöhtem Salon und Rumpffenstern. Diese Kombination schuf im Inneren eine helle, freundliche Atmosphäre, die in krassem Gegensatz zum damals üblichen Ambiente stand. Das neue Raumgefühl kam bei den Kunden dermaßen gut an, dass die französische Werft binnen kürzester Zeit eine komplette Semi-Decksalon-Reihe aus dem Boden stampfte und Mitbewerber ebenfalls vergleichbare Linien aus dem Hut zauberten.
Die Classic-Modelle mutierten in Folge zu Mauerblümchen, ein Umstand, der sich aber im Frühjahr 2010 zu ändern begann. Damals wurde mit der Sun Odyssey 409 das erste Modell der neuen Palette präsentiert, eine von außen betrachtet klassisch wirkende Yacht mit gestreckten, schnörkellosen Linien, zeitlosem Design, hellem Innenraum sowie unvergleichlich viel Platz an und unter Deck. Der innovative Zugang zum Thema wurde mit dem Sieg bei der Wahl zu Europas Yacht des Jahres in der Kategorie Fahrtenyachten belohnt.
Die Classic-Palette ist mittlerweile auf sieben Yachten zwischen 30 und 50 Fuß angewachsen und wird nun von der neuen Sun Odyssey 469 komplettiert. Das Design stammt von Philippe Briand, der einen Rumpf mit mäßig hohem Freibord, beachtlicher maximaler Breite (4,49 m) und extrem breitem Heck geschaffen hat. Die Chines, seitliche Knicke achtern im Rumpf oberhalb der Wasserlinie, sind vergleichsweise zart, aber markant genug für ein flaches Unterwasserschiff und mehr Platz in den Achterkajüten. Eine derart breite Yacht würde allerdings auch ohne Chines über ansehnliche Liegeflächen achtern verfügen. Unverzichtbarer Bestandteil dieses Konzepts sind große Rumpfluken. Sie bringen zusätzliches Licht ins Innere und man sieht im Salon sitzend nach draußen. Eine Kleinigkeit, möchte man meinen, doch dieses Feature gilt als eine der bedeutendsten Verbesserungen im modernen Yachtbau – übertroffen lediglich durch maximale Breite und Hecks in Cinemascope.
Punkt für Punkt
Die Bootsbauer aus Les Herbiers an der französischen Atlantikküste hatten die Neugestaltung der Classic-Reihe akribisch geplant und dabei alle Aspekte, die eine moderne Fahrtenyacht ausmachen, berücksichtigt. Beginnen wir im Cockpit: Der alles beherrschende Eindruck ist generöse Weitläufigkeit; nicht einmal bei Vollbesetzung im Chartermodus kommt ein Gefühl der Enge auf. Konzeptionell orientiert sich das Cockpit jedoch an kleinen Crews. Groß- und Genuaschoten werden in den Sülls zu achtern vor den Steuersäulen montierten Winschen umgeleitet, wo sie vom Steuermann gut bedient werden können. Im Idealfall mittels optionaler Elektrowinschen. Manuelles Dichtnehmen erfordert zumindest bei Starkwind erheblichen Kraftaufwand, speziell wenn man nur mit einer Hand kurbelt, was sich positionsbedingt anbietet.
Für Skipper, die alles alleine machen wollen oder müssen, ist das Konzept mit einem Winschenpaar für Groß- und Genuaschot fein, für Crews in Normalbesetzung hingegen nicht besonders praktisch. Die Großschot muss nämlich vor jeder Wende festgeklemmt und danach um die gegenüberliegende Winsch gelegt werden. Alternativ bietet Jeanneau daher an die Großschot über eine am Kajütdach montierte Winsch zu fahren.
Den kompletten Artikel finden Sie in der Ausgabe 05/2013