Ungebrochene Begeisterung
Vor genau 30 Jahren starteten junge bayerische Segler ein Unternehmen, das die nautische Branche ordentlich aufmischen sollte. Heute zählt Marinepool zu den arrivierten Marken, die Gründer Stefan Eberle und Robert Stark haben sich ihre Leidenschaft und schöpferische Dynamik aber bewahren können
Ob in der Liebe oder im Geschäft: Manche Partnerschaften zerbrechen, andere bleiben bestehen. Und dann gibt es Verbindungen mit Magie – sie erschaffen ein Ganzes, das mehr als die Summe seiner Teile ist. Mit Marinepool ist Stefan Eberle und Robert Stark genau das gelungen. Seit drei Jahrzehnten behauptet sich das Unternehmen mit Sitz in Martinsried bei München in einem heiß umkämpften Markt und hat in so gut wie allen Bereichen der nautischen Branche fest Fuß gefasst. Spitzenathleten unterschiedlicher Nationen tragen bei Olympia, bei der GC32 Racing Tour oder der Vendée Globe Hightech-Ausrüstung von Marinepool. Superyacht-Eigner statten ihre Crew vom Käppi bis zum Bordschuh mit Marinepool aus. Edel-Events wie die Régates Royales in Cannes locken das Publikum Jahr für Jahr mit einer eigens entworfenen Marinepool-Kollektion. In der Class One, der Königsklasse der Rennmotorboote, fungierte man als offizieller Bekleidungspartner, für die Wasserrettungsorganisation DLRG wurde hochwertige Dienstkleidung für den fordernden Einsatz auf See entwickelt. Der im Untertitel des Marken-Logo angeführte „Spirit of the Ocean“ belebt die Szene mit innovativen Ideen immer wieder aufs Neue und verleiht den Nutzern ein ganz spezielles Flair – wie passend.
Als das Unternehmen im April 1991 aus der Wiege gehoben wurde, konnten die Gründer, zu denen auch Stefan Eberles Bruder Gerhard zählte, von so einem Auftritt nur träumen. Aber träumen war erlaubt. Die drei Jungs vom Ammersee, die eng miteinander befreundet waren und den Segelsport nicht nur liebten, sondern aktiv und erfolgreich in Klassen wie Starboot, Dyas oder Tempest ausübten, griffen unbekümmert nach den Sternen und dachten vieles neu. Marinepool brachte ungewöhnliche Farben ins Spiel, es wurden eigene Schnitte und ein smartes Modulsystem für die Produktion entwickelt, mit Designelementen experimentiert, mit französischen Rap-Musikern kooperiert. Gleichzeitig blieb man stets hautnah am Kernthema dran. „Von Seglern für Segler“ lautete das Motto, das garantierte, dass die Funktionalität der Marinepool-Produkte bei allem Stil- und Sendungsbewusstsein nicht aus dem Fokus rutschte.
Im Dezember 1991 kam die erste Containerladung mit handgenähten Bordschuhen aus Indonesien am Ammersee an, 1992 begann man damit, in China Taschen und Segelbekleidung fertigen zu lassen, 1995 wurde in Estland eine Fabrik für Rettungswesten eröffnet. Sie zählt heute zu den größten Rettungsmittel-Herstellern weltweit und wird von Gerhard Eberle, der im Jahr 2000 bei Marinepool ausstieg, dem Unternehmen aber nach wie vor freundschaftlich verbunden ist, im Alleingang geführt. Aktuell gibt es unter anderem Produktionsstandorte in Vietnam, Thailand, der Ukraine, Türkei, Portugal oder Italien. Marinepool erwirtschaftet einen Jahresumsatz von mehr als 25 Millionen Euro, beschäftigt rund 200 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und hat im Katalog mehr als tausend unterschiedliche Produkte gelistet, die das gesamte Universum der nautischen Funktionskleidung und Mode umfassen. Kein Mitbewerber ist dermaßen breit aufgestellt.
Menschen hinter der Marke
Schuhe werden übrigens bis heute in jener Fabrik und von jenem indonesischen Partner gefertigt, der den oben erwähnten ersten Container nach Deutschland schickte. Das steht beispielhaft für die Tugend der Loyalität, die von den Gründern seit drei Jahrzehnten bewusst gepflegt wird. „Wir sponsern Sportlerinnen und Sportler nicht nur, wir wollen sie langfristig auf ihrem Weg begleiten und unseren Teil zu ihrer Entwicklung beitragen“, beschreibt Robert Stark die Zugangsweise des Unternehmens, das seit 24 Jahren auch das Nationalteam des OeSV ausrüstet. Man halte sich an einen internen Ehrenkodex, so Stark, und würde nie jemanden hängen lassen. Mit derselben Fairness begegnet man auch den Geschäftspartnern in aller Welt und das wissen diese zu schätzen. „Die stabilen Beziehungen, die wir im Laufe der Jahre aufgebaut haben, sind unser größter Trumpf im Ärmel“, glaubt Stefan Eberle, „es gibt kaum einen Fleck auf der Erde, wo wir keinen Kooperationspartner oder Geschäftsfreund haben. Deshalb konnten wir bislang noch jedes Problem lösen.“ Ein entscheidender Faktor, denn in einem Business, das immer brutaler und schnelllebiger wird, bleibt niemand von Problemen verschont – von den ganz speziellen Herausforderungen, die eine Pandemie mit sich bringt, mal ganz abgesehen.
Die Marktbereinigung der letzten Jahre hat dazu geführt, dass de facto nur noch einige wenige nautische Hersteller im Spiel sind und dieses auch beherrschen. Marinepool gehört zweifellos dazu.