Saffier SE 27
Der holländische Daysailer avancierte im Nu zum Liebling der Massen und wurde im Jänner mit dem Titel Europas Yacht des Jahres geadelt
In den Niederlanden hat das Yachting jenen Stellenwert, den der Wintersport in Österreich genießt – die meisten Menschen haben in irgendeiner Form einen persönlichen Bezug zum Thema. Das trifft ganz speziell auf die Brüder Dean und Dennis Hennevanger zu, die als Kinder mit der Familie acht Jahre lang um die Welt segelten. Nach Abschluss der großen Runde gründete Vater Richard die Werft Saffieryachts, die von den beiden Söhnen Mitte der 1990er Jahre übernommen und zu einem der renommiertesten Hersteller im Segment der Daysailer entwickelt wurde.
Heute umfasst die Palette zwei Reihen: Die Classic-Linie, bestehend aus komfortablen Daycruisern mit konservativen Linien, und die etwas sportlichere Elegance Reihe, die mit modernem Design den Zeitgeist der Daysailer-Generation trifft. Jüngstes Beispiel dafür ist die neue Saffier SE 27, die bereits eine bemerkenswerte Erfolgsgeschichte vorweisen kann: Im Jänner 2020 feierte sie auf der boot in Düsseldorf Weltpremiere, ein Jahr später wurde sie zu Europas Yacht des Jahres in der Kategorie Spezial-Yachten gewählt und bislang sage und schreibe 53 mal verkauft. Für heimische Interessenten erfreulich ist die Tatsache, dass es ab sofort mit Yachtservice Gebetsroither einen offiziellen Österreich-Importeur gibt – ein Vorführboot soll spätestens im Herbst am Attersee eintreffen.
Blick ins Lastenheft
Ein Daysailer muss sich aus Sicht der Hennevangers problemlos von einer Person bewegen lassen. Diese zentrale Forderung stellten sie bereits zu einer Zeit, wo das noch kein breites Anliegen war, dementsprechend viel Erfahrung haben sie mit der Umsetzung. Zweiter wichtiger Punkt ist das Thema Steuerung. Die SE 27 wird wahlweise mit Pinne (Standard) oder Rad angeboten. Segler mit Jollenerfahrung favorisieren laut Dennis Hennevanger die Pinne, Eigner mit Yachting-Background – und das ist die Mehrzahl – bevorzugen das Steuerrad.
Mit ebendiesem war auch das Testschiff ausgestattet. Es ist auf einer zarten Steuersäule montiert und so dimensioniert, dass man sowohl im Stehen als auch Sitzen guten Zugriff hat. Das Cockpit ist in zwei Bereiche gegliedert: Vor dem Rad haben zwei bis maximal drei Personen nebeneinander Platz, hinter dem Rad gibt’s statt eines Cockpitbodens eine erhöhte Liegefläche auf dem Niveau der Sitzbänke. Dieser „Loungebereich“ umfasst zwei Sitze mit Rückenlehne, die auch vom Steuermann genützt werden können, für die unmittelbar dahinter liegende Sonnenwiese steht eine Polsterung zur Verfügung. Interessant: Mitten durch diese Liegefläche läuft versenkt der Traveller. Was auf den ersten Blick problematisch wirkt, erweist sich am Wasser als durchaus praktikabel: Ist man im Cruisingmodus unterwegs, fixiert man den Traveller mittschiffs, sodass die Mitsegler ungestört die Sonne anbeten können. Während einer Regatta oder bei Starkwind staut man die Pölster in der Kajüte und kann dann den Traveller aktiv fahren. Eigentlich sehr smart.
Fallen, Strecker und Schoten werden unter Deck zu den seitlich neben dem Rad monierten Winschen geführt. Das Testboot war mit aufpreispflichtigen, elektrischen Rewind-Winschen ausgestattet; ein Zugeständnis an die Solotauglichkeit, aber auf einem Boot dieser Liga nicht unbedingt zwingend notwendig. Die überschüssigen Leinen, die sich bei so einem Layout naturgemäß im Bereich der Winschen aufstauen, lassen sich in drei Staufächern verstecken – feine Sache.
Breite Zielgruppe
Die Saffier SE 27 soll nicht nur zum Solosegeln taugen, sondern auch ein ideales Familienboot sein, also hohe Sicherheitsreserven haben und sich einfach bedienen lassen. Das gewährleisten der formstabile Rumpf, der hohen Ballastanteil von 47 Prozent, das große Cockpit mit Liegefläche und der komfortable, serienmäßige Elektroantrieb, bestehend aus einem 4-kW-Torqeedo-Elektromotor mit Lithium-Batterie und Faltprop.