Größenordnung

Welcher Elektromotor passt zu welchem Boot? Die richtige Antwort hängt von vielen Faktoren ab

Größenordnung

Kaum eine Frage hören Elektroboot-Händler und -Hersteller öfter als jene nach der richtigen Motorenleistung – sie ist die komplexeste und für das Fahrerlebnis wichtigste bei der Anschaffung eines Elektrobootes. Grundsätzlich gilt es bei der Wahl des passenden Motors mehrere Faktoren zu berücksichtigen: Einerseits Rumpfform, Gewicht und Länge des Bootes, andererseits der geplante Einsatzbereich sowie das verfügbare Budget.

Die allermeisten Elektroboote sind als Verdränger konzipiert und damit durch ihre Rumpfgeschwindigkeit limitiert. Diese lässt sich auch mit noch so starker Motorisierung nicht überschreiten. Die Rumpfgeschwindigkeit eines Verdrängers hängt von der Wasserlinienlänge ab und kann mit folgender Formel berechnet werden: Quadratwurzel der Wasserlinienlänge mal 2,43. Demnach kann ein sechs Meter langer Verdränger nicht schneller als sechs Knoten fahren. Mehr Motorleistung erhöht den maximal möglichen Speed nicht, das Boot schwimmt nur auf der Bugwelle auf, das Heck sackt ein und es wird unnötig Energie verbrannt. „Viele Kunden wollen nicht glauben, dass es nichts bringt, wenn man auf einem vier Meter langen Boot einen 10 kW starken Motor montiert. Die haben vermutlich in Physik nicht aufgepasst – schneller als die Rumpfgeschwindigkeit geht nicht“, sagt Thomas Fuchs von Fox Boote, der Kajütboote wie die Coaster auf Elektroantrieb umbaut. Er empfiehlt für Boote bis 5 m Wasserlinienlänge 2 kW Motorleistung, darüber 4 kW.

Ein weiterer wesentlicher Faktor für die Auswahl des Motors ist das Bootsgewicht, das durchs Wasser bewegt werden muss. Axel Büchling, beim Vorarlberger Elektromaschinenhersteller Kräutler für die Bootsmotoren verantwortlich, liefert folgende Faustregel: „Wir empfehlen generell 1 kW pro Tonne Gewicht für Segelboote in Binnenrevieren und die doppelte Motorleistung für Segelboote an der Küste.“ Bei Motorbooten müsse man mit stärkeren Motoren arbeiten, nämlich mit 2,5 kW pro Tonne für Süßwasser bzw. 5 kW pro Tonne für Salzwasser. „Sonst fehlt der Spaßfaktor“, findet Büchling.

Eine Überdimensionierung der Motorenstärke macht in den wenigsten Fällen Sinn. „Der Kunde glaubt oft, wenn er von 10 auf 20 kW verdoppelt, fährt er auch doppelt so schnell“, berichtet Rene Mureny, Elektroboot-Spezialist vom Wörthersee. Tatsächlich wird so aber nur unnötig Energie verbrannt. Mureny bedient sich folgender Metapher: "Umso steiler der Berg, desto mehr Energie wird gebraucht. Da ich mit einem Boot auf Grund des Wasserwiderstandes immer nur bergauf fahren kann, verbrauche ich umso mehr Energie, je schneller ich fahre."

Mehr Energieverbrauch bedeutet zwangsweise, dass auch größere Energiespeicher benötigt werden. „Leider wird häufig die Peripherie hinter dem Motor vergessen“, weiß Büchling. „Stopft man das Boot mit Bleiakkus voll, um den Energieverbrauch zu decken, darf man sich nicht wundern, wenn nach einer Saison die Batterien kaputt sind, weil sie dauernd überlastet wurden.“ Ab einer Motorenleistung von 6 kW komme man nicht umhin, aus Gewichtsgründen herkömmliche Batterien durch Lithium-Akkus zu ersetzen.

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