Nostalgie Mare
Nostalgia Yachts erschließt sich mit elektromotorisierten GfK-Booten im Mahagonilook eine interessante Nische, die Potenzial für die Zukunft haben dürfte
Das Mare ist das bislang zweite Modell der jungen Werft, die auf zwei Produktionsstätten in Deutschland zurückgreifen kann. Rumpf und Deck werden in Berlin gefertigt. Firmenchef dieser Niederlassung ist Mike Trenner, der das Mare gemeinsam mit seinen Partnern aus dem bayrischen Buchbach, Ana-Maria und Alexander Buchmeier, entwickelt hat. Obwohl in GfK gefertigt, orientiert sich das Design an den klassischen hölzernen Runaboats der 1950er Jahre, wie Riva Aquarama oder Pedrazzini. Das stellt ein wichtiges, aber beileibe nicht das einzige Alleinstellungsmerkmal von Nostalgia Yachts dar. Weitere Besonderheit ist die Tatsache, dass Nostalgia Boote wahlweise mit Verbrennungs- oder Elektromotoren angeboten werden, wobei der Schwerpunkt auf den E-Motoren liegt. Das hat naturgemäß Auswirkungen auf die Form des Rumpfes: Im Fall des 8,25 Meter Mare ist dieser mit 2,40 m vergleichsweise schmal und verjüngt sich nach achtern stark. Kombiniert wird diese Linienführung mit einem flachen Unterwasserschiff. Ergebnis ist eine Art Halbgleiter-Rumpf, der in jedem Geschwindigkeitsbereich waagrecht im Wasser liegt und aufgrund der strömungsoptimierten Bauweise für den Vortrieb wenig Energie benötigt.
Kraft der Optik
Ihren ganz besonderen Reiz beziehen die Nostalgia Boote aus der speziellen Airbrush-Lackierung. Mike Trenner beherrscht eine Technik, mit deren Hilfe er den Booten einen außergewöhnlichen Mahagoni-Look verpassen kann. Die insgesamt aus sieben Schichten bestehende Lackierung sieht aber nicht nur wie echtes Holz aus, sie greift sich auch so an. Trenner geht in seiner Akribie sogar soweit, dass er Holzstöße imitiert. Das Resultat ist so täuschend echt, dass nicht einmal Experten auf Anhieb erkennen können, ob es sich bei dem Mare um eine GfK- oder Mahagoni-Yacht handelt; das zeigte sich auch bei der Weltpremiere auf der Boot Tulln im März dieses Jahres, wo renommierte Holzbootbauer das Boot verblüfft unter die Lupe nahmen.
Eine Rundum-Lackierung kostet im Fall der Mare 5.800 Euro. Wer sparen möchte, bestellt den Rumpf in Weiß und nur das Deck in Mahagoni-Optik, wer nicht sparen möchte, kann auch zwischen weiteren extravaganten Lackierungsvarianten wie Rost, Aluminium oder Karbon wählen.
Nach der Hochzeit, also der Verbindung von Rumpf und Deck, sowie der Fertigstellung der Lackierung werden die Nostalgia Boote nach Buchbach zu BA-Tech gebracht. In der Firma der Buchmeiers wird der komplette Ausbau realisiert, vom Anbringen der Beschläge über die Elektrik bis zum Einbau der Motoren, alles in sorgfältiger Handarbeit durch Alexander Buchmeier und seine zehn Mitarbeiter. Bespielhaft in diesem Zusammenhang seien die Beschläge erwähnt, die in Form und Größe perfekt auf das Boot abgestimmt, speziell designt, gegossen und verchromt werden. Viel getüftelt wird auch bei der Propellerabstimmung, wo man eng mit dem dem österreichischen Propellerspezialisten Heinz Kirschbaum zusammenarbeitet. Das Testboot beispielsweise war mit einem Bronze-Vierblattpropeller bestückt, der von Kirschbaum auf die optimale Leistungsentwicklung hin getrimmt wurde. Aktuell wird allerdings ein Dreiblatt-Bronzeprop vorbereitet. Dieser soll eine um zwei bis drei Knoten höhere Endgeschwindigkeit ermöglichen, ohne nennenswerte Einbußen bei der Beschleunigung. Kenner wissen warum: E-Motoren verfügen über ein sofort verfügbares maximales Drehmoment.
Kraft der Motoren
In der Standardversion wird das Mare mit einem 10 kW starken Unterwassermotor inklusive vier Lithium-Eisenphosphat-Batterien (9,9 kWH) angeboten. Das genügt für eine entspannte Fortbewegung, wobei die Höchstgeschwindigkeit bei rund 6 Knoten liegen soll. Für heimischen Seen eine kluge Wahl und mit einem Preis von 80.000 Euro auch ein attraktives Angebot.