Der Zeit voraus
Richtungsweisend. Porsche und Frauscher haben gemeinsam ein Elektro-Motorboot entwickelt und damit in diesem Genre neue Maßstäbe gesetzt. Wir haben das Hightech-Modell am Gardasee getestet
Elektroboote sind seit 1955, also seit fast sieben Jahrzehnten, Teil der DNA des Familienbetriebes aus Oberösterreich; über 3.000 Boote mit elektrischem Antrieb wurden bislang in Gmunden und Ohlsdorf gebaut. Mit dem neuesten Wurf, der Frauscher x Porsche 850 Fantom Air, schlägt man jedoch ein neues Kapitel auf: In Zusammenarbeit mit dem Stuttgarter Sportwagenhersteller entstand auf Basis der bis dato nur konventionell angetriebenen 858 Fantom Air ein wegweisendes Elektro-Luxussportboot. Begonnen hat alles im Oktober 2021, als die Deutschen an die Frauscher-Brüder herantraten. „Sie waren auf der Suche nach einem Bootsbauer, um die Porsche-Elektrotechnologie von der Straße aufs Wasser zu bringen“, erinnert sich Michael Frauscher, „und wir hatten damals noch keinen Partner für einen Hochleistungs-Elektroantrieb, der unseren Vorstellungen gerecht wurde. Es passte also alles zusammen.“
Zwei Welten
Schnell kristallisierten sich die kritischen Faktoren für eine erfolgreiche Zusammenarbeit heraus. Da waren einerseits die technischen Herausforderungen, die sich beim Einsatz von Hochtechnologie am (Salz-)Wasser naturgemäß stellen. „Die herkömmlichen Steuerungssysteme im Auto würden nicht einmal die ersten Wellen außerhalb der Hafenmauern überstehen, sondern sofort anschlagen und alles abschalten. Zu hoch sind die Kräfte beim regelmäßigen Aufschlagen und Eintauchen des Rumpfes ins Wasser“, erklärt Stefan Frauscher. Apropos Rumpf: Dass an der äußeren Form der Fantom nicht gerüttelt werden durfte, war von Anfang an klar. Im Inneren wurde jedoch umfassend umgeplant und umgebaut. Verstärkungen mussten versetzt und ausreichend Platz an den richtigen Stellen geschaffen werden, vor allem für die rund 500 kg schwere 100 kWh Li-Ionenbatterie. „Das Elektromodell ist letztendlich fast genau gleich schwer, wie die vollgetankte Verbrenner-Fantom und weist somit die gleichen Fahreigenschaften auf“, betont Michael Frauscher. Komplett geändert werden musste das Batterie- und Leistungsmanagement. Während der Motor im Sportwagen auf bis zu 17.000 U/min ausgelegt wird, ist am Wasser bei weniger als der Hälfte Schluss. Ein Boot elektrisch schnell zu fahren, ist vom Energieanspruch mit einem Dauerbetrieb von 250 km/h an Land zu vergleichen …
Und dann gab es da natürlich auch noch die gänzlich unterschiedlichen Unternehmenskulturen in Ohlsdorf und Zuffenhausen. Am Ende stand aber ein Ergebnis, das einer kleinen Revolution gleichkommt. ,„Normalerweise landen Entwicklungen aus der Autoindustrie erst nach zehn bis fünfzehn Jahren in den Werften. Gemeinsam mit Porsche haben wir dieses System gekippt. In der eFantom haben wir jetzt schon jenen Elektromotor, der auch den neuen Macan antreiben wird. Das ist ein Quantensprung“, zieht Stefan Frauscher zufrieden Bilanz im abendlichen Gespräch.