Porträt Harald Klärner
Mehr als 30 Jahre nach seiner ersten Weltumsegelung löst der Kärntner Künstler wieder seine Leinen für eine große Blauwasserfahrt. Mit dabei ist eine Frau, die seine Leidenschaften teilt
Da haben sich die Richtigen gefunden. Erstaunlicherweise im Wald, nicht auf dem Wasser. Eine Lichtung oberhalb der Burgruine Liebenfels, eine Begegnung, die kein Zufall sein kann. Liebe, die wie ein Blitz einschlägt. Wer es nie erlebt hat, lächelt darüber. Die beiden lächeln auch. Auf eine Art, die Glück und Dankbarkeit gleichermaßen spüren lässt.
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Er ist Künstler und Abenteurer, beides im Grunde sein Leben lang. Malerei und Grafik auf der Akademie in Wien studiert, die Welt auf verschlungenen Wegen, aber nie als Tourist erkundet. In logischer Konsequenz zum Segeln gefunden – ruhiger, naturverbundener, eigenständiger kann man nicht reisen.
1981 sticht Harald Klärner in Italien erstmals für einen langen Blauwassertörn in See und umrundet, ohne es dezidiert geplant zu haben und ohne jede Hast, mit Frau und Tochter auf dem 14,50 Meter langen Katamaran Florimell den Globus. In Sydney legt die Familie einen einjährigen Stopp ein, auch auf Papua Neuguinea, wo Klärner in einer Kunstakademie unterrichtet, ergibt sich ein längerer Aufenthalt. Als sich der Kreis 1986 in der Adria schließt, ist die Tochter 15 Jahre alt. Und die Frau am Absprung – die Ehe wird im Jahr darauf geschieden. Klärner verarbeitet Reise und Trennung auf seine Weise. Er schafft großformatige Objekte aus Materialien, die er während der Weltumsegelung gesammelt hat, organisiert Ausstellungen, hält Vorträge. Seine Abenteuerlust ist ungebrochen, je entlegener ein Revier, desto reizvoller scheint es ihm. Fünf Monate lang kreuzt Klärner auf Florimell durch das Rote Meer, schreibt darüber ein Buch. Dann zieht es ihn nach Afrika. Er segelt die Westküste entlang, nutzt ein Mountainbike um diverse Gipfel zu erklimmen und einen Paraglider um wieder ins Tal zu kommen. Im Bissagos-Archipel vor Guinea-Bissau besucht er die Bijagos, eines der letzten Völker, das einer matriarchalischen Gesellschaftsstruktur folgt. Klärner verfasst Reiseberichte, stellt eine Multimedia-Show auf die Beine, initiiert diverse Kunstprojekte. Findet eine neue Frau, wird wieder Vater.
1995 bricht der Künstler zu einem weiteren langen Törn auf, Frau und Kinder, neun Monate und drei Jahre alt, begleiten ihn. Fünf Jahre stromern die vier auf Florimell durch die Karibik und Mittelamerika, dann segelt Klärner den Kat alleine über den Nordatlantik zurück in den italienischen Ausgangshafen. Die Familie nimmt das Flugzeug. Und die Frau endgültig den Hut. Déjà vu, irgendwie. Scheidung Nummer zwei.