Wachgeküsste Schönheit
Kunst der Restaurierung. In Velden am Wörthersee wird alten Booten neues Leben eingehaucht. Tradition und Moderne sind dabei für Werftchef Paul Schmalzl kein Widerspruch
In so manchem Heustadel quer durch das Land sind Schätze versteckt. Davon ist Paul Schmalzl, in dritter Generation Eigentümer und Geschäftsführer der gleichnamigen Werft, überzeugt. Dabei denkt er nicht in erster Linie an alte Autos, sondern naheliegender Weise an Boote und Bootsrümpfe. Immer wieder tauchen verstaubte, in die Jahre gekommene Stücke auf, die das Potenzial für eine lohnende Restaurierung haben. Einige der verblassten Schmuckstücke landen dann in der Manufaktur am Wörthersee. Bei deren Restaurierung kann die 1959 gegründete Werft auf ein breites, hauseigenes Angebot an handwerklichen Fertigkeiten zurückgreifen, die mehr oder weniger das gesamte Spektrum des Yachtbaus abdecken. Spezialisten für Holz- und Metallarbeiten sind genauso gefragt, wie Tapezierer und Lackierer. Auch die Neugestaltung des Antriebssystems, egal ob auf Basis eines modernen Verbrenners oder eines elektrischen Antriebssystems, lässt sich umsetzen; wie ein Puzzle wird letztlich alles in Einzelanfertigung und Handarbeit zu einem neuen Ganzen zusammengefügt.
Neuinterpretation & Wiedergeburt
Paul Schmalzl blickt dabei auf eine familiäre Werfttradition zurück, die bis in die späten 1950er Jahre zurückreicht. Damals hatte Großvater Ernst gerade seine Bootsbauerlehre abgeschlossen und in der Garage des elterlichen Hotels mit dem Bootsbau begonnen. Seinem Sohn Wolfgang war das Unternehmertum quasi in die Wiege gelegt worden, der Blick über den Tellerrand und der Mut zu großen Schritten dienten ihm von Beginn an als Antrieb. Er war es, der das heutige Erscheinungsbild von Boote Schmalzl entscheidend prägte. Schmalzl Senior gilt weit über die Grenzen des Landes hinweg als kluger Innovator und war zum Beispiel maßgeblich an den ersten Elektrifizierungen von Motorbooten beteiligt. Die unter seiner Federführung entstandenen Einzelanfertigungen von Boesch-Klassikern mit Elektromotor stellten die Basis für die in Europa auf Bestellung erhältliche Serienfertigung der Schweizer Edelbootsschmiede dar. Mit Paul Schmalzl hat mittlerweile der Enkelsohn des Gründers und damit die dritte Generation das Steuer übernommen. Sein abgeschlossenes Betriebswirtschaftsstudium, das Know-how aus der Beratungsbranche sowie mehrere Auslandsaufenthalte ergänzen den Input des visionären, impulsiven Vaters perfekt.