Siegertyp
Einstiegsdroge. Die holländische Werft rundet ihre preisgekrönte Daysailer-Modellpalette mit einem modern interpretierten 24-Füßer nach unten ab
Wer in den Niederlanden segelt, ist den Umgang mit Wind und Wellen gewohnt. Daher hat man bei Saffier die Grundausstattung der bisherigen Modelle aus der SE-Serie an diese Bedingungen angepasst. Genügend Ballast am Kiel, entsprechender Tiefgang und die dazu passende Dimensionierung von Rigg und Segelgarnitur. Mit dem jüngsten und bis dato kleinsten Wurf der Niederländer wurde das erfolgreiche, vielfach preisgekrönte Design-Prinzip weitergeführt. In einigen wesentlichen Bereichen beschritt der Familienbetrieb in zweiter Generation aber auch neue Wege. Schon beim ersten Blick auf den Rumpf stechen die Änderungen hervor: Negativer Steven, kaum mehr Verjüngung im Achterbereich und – sobald man die Augen weiter nach oben in Richtung des Riggs wandern lässt – kein Achterstag. Konsequenterweise findet sich im Top ein ausgestelltes Großsegel. Die Saffier 24 wirkt damit einerseits äußerst modern, andererseits mit der in Relation zu den bisherigen Modellen deutlich größeren Segelfläche auch für jene Windverhältnisse bestens gerüstet, wie sie auf heimischen Seen typisch sind. Mit der Nominierung für das Finale der European-Yacht-of-the-Year-Wahl (EYOTY) ist die 24er am besten Weg, in die Fußstapfen ihrer größeren Schwestern zu treten – die Saffier 27 SE holte den Titel bei der Wahl im Jänner 2021, die 33er im Jahr danach. Die Werft westlich von Amsterdam gilt als Weltmarktführer im Bereich der luxuriösen Daysailer und feierte im heurigen Frühjahr das 25-jährige Bestandsjubiläum. Aktuell verlassen rund 150 Boote jährlich das Gelände, wer jetzt eine Saffier SE 24 bestellt, bekommt sie im nächsten Sommer ausgeliefert. Vom jüngsten Modell wurden schon knapp 50 Stück verkauft, vier davon nach Österreich.
Alleine, aber mit Begleitung
Genau so stellen sich Werft sowie Österreich-Generalvertreter Richard Haslinger den typischen Saffier-Segeltag auf einem österreichischen See vor – und decken damit das angedachte breite Einsatzgebiet ab. Deckslayout und Handling an der Pinne sowie die Großsegel-Trimmeinrichtungen sind für den Solobetrieb optimiert. Der weit achtern hinter dem Cockpit platzierte Traveller lässt sich vom Steuermann gut bedienen und macht auch bei böigem, drehendem Wind am sommerlichen Attersee den Griff zur Großschot auf der Kreuz unnötig. Bei zu viel Druck wird der Traveller nach Lee gefiert, auch bei starker Lage lässt sich die Pinne weiterhin mit zwei Fingern steuern. Dabei beeinträchtigen weder Schiene noch Travellersystem die Bewegungsfreiheit im Cockpitbereich. Das Boot liegt ausgewogen und ohne Ruderdruck in der Hand, trotzdem gibt die Ruderanlage Rückmeldung an den Steuermann. Im alltäglichen Handling und bei Druckwind war die Selbstwendefock die perfekte Wahl. Wer plant, am Wasser mit Gennaker unterwegs zu sein, der benötigt sowieso seglerische Verstärkung und ist dann mit der Genua besser aufgehoben. Die Segel werden werftseitig von Elvström angeboten, da findet sich in der Liste der Möglichkeiten auch noch ein rollbarer Code 0.
Der Cockpitbereich blieb klassisch, mit Sitzbänken und Sülls, auf denen man sich bequem niederlassen kann. Der Großschotblock ist in erhöhter Position an einem aus dem Boden ragenden, rohrförmigen Podest montiert und die Klemme so einstellbar, dass die Schot aus jeder Sitzposition im Fall der Fälle rasch gefiert werden kann. Die Konfiguration aus Süllrand und Bank überzeugte beim Test in jeder Situation, aber vor allem an der Kreuz, als perfekt proportioniert. Man hatte mit Hand an der Pinne sowie am Traveller oder der Großschot immer ein sicheres und stabiles Gefühl. Gleichzeitig herrschte Bequemlichkeit: „Gäste sitzen bei uns nicht am Decksboden“, kommentierte Richard Haslinger bei der gemeinsamen Ausfahrt. Unter Deck ist die Saffier SE 24 ganz auf den Tagesbetrieb ausgelegt, also einfach und praktikabel eingerichtet. Trotzdem gibt es zwei komfortable Schlafplätze und ausreichend Stauraum für Ausrüstung und Bekleidung. Die Beschreibung als „übernachtungstauglicher Daysailer“ trifft die Sachlage also ganz genau.