Leichtigkeit des Seins
Neuauflage. Die Werft SAY Carbon Yachts hat ihrem Erfolgsmodell ein neues Unterwasserschiff spendiert und das zeigt bemerkenswerte Auswirkungen
Das Log zeigt 48 Knoten, das Boot wird leicht und hebt ab. Instinktiv klammert man sich fest und ist auf einen Aufschlag gefasst. Tatsächlich taucht die SAY 42 sanft ins tiefblaue Meer vor Port Adriano ein, was Karl Wagner, dem CEO von SAY Carbon Yachts, ein zufriedenes Lächeln ins Gesicht zaubert. Verständlicherweise, denn genau dieses Verhalten rechtfertigt den Aufwand und die enormen finanziellen Aufwendungen, den die im deutschen Wangen nahe dem Bodensee ansässige Luxus-Yachtmanufaktur betreibt. Und es stellt einen wichtigen Faktor für den Erfolg im schmalen, hart umkämpften Segment der Supersport-Luxus-Daycruiser dar.
Mit dem Salzburger Wagner war ein ausgewiesener Experte in Sachen Karbon am Werk (siehe auch Porträt auf Seite 86). Will heißen: Was man aus Karbon fertigen kann, ist auf diesem Boot aus Karbon. Und auch alles, was es sonst noch braucht, Motoren beispielsweise, hat man nach möglichst geringem Gewicht bei bestmöglicher Leistung ausgewählt. Produziert werden die Yachten nicht irgendwo, sondern in Deutschland und der Kunde hat die Möglichkeit, die Entstehung seines Modells Schritt für Schritt zu verfolgen. Auch eine Form von Qualitätsanspruch.
Derzeit hat die Werft drei Modelle im Programm, nämlich SAY 29, 42 und 52, wobei von Letzterer gerade die Baunummer 1 gefertigt wird. Die Weltpremiere ist für 2024 auf der Boat Show in Palma geplant. Die SAY 29, die mit Verbrennungs- oder Elektromotoren geordert werden kann, ist das Einstiegsmodell in die Welt der Supersport-Yachten und verfügt wie die großen Schwestern über fantastische Rauwassereigenschaften.
Verkauft werden alle SAY-Yachten über renommierte Händler, die das Rundherum organisieren und professionelles Service bieten können. Apropos: Wie schaut der typische SAY-Kunde aus? Meist sind es Unternehmer und Familienväter, weiß Karl Wagner. Ersteres wäre bei dieser Preisklasse wenig verwunderlich, zweiteres hat ihn überrascht: „Wir dachten eigentlich, dass wir mit unseren Booten eher die James-Bond-Playboy-Typen ansprechen, aber tatsächlich haben die allermeisten Käufer Frau und Kinder.“ Und besitzen einen Zweitwohnsitz nahe am Wasser. „Unsere Yachten folgen den Immobilien“, bringt es Wagner auf den Punkt, „darum sind Ibiza oder Mallorca, wo sich viele Österreicher und Deutsche niedergelassen haben, wichtige Märkte für uns.“
Neues Fahrwerk
Zurück zur SAY 42, die von der Yachtrevue als weltweit erstes Magazin vor drei Jahren getestet wurde. Im Zuge kontinuierlicher Optimierungsmaßnahmen entschied Wagner, die Yacht mit einem vollkommen neuen Unterwasserschiff, dem sogenannten Petestep-Rumpf auszustatten. Das kommt nicht von ungefähr: Das Unterwasser ist quasi das Herzstück einer Supersport-Yacht und hat maßgeblichen Einfluss auf Fahreigenschaften und Verbrauch. Erste Entwürfe gab es bereits 2017, mittlerweile wurde das vom Schweden Peter (= Pete) Bjersten entwickelte Konzept optimiert und von einigen namhaften Werften verwendet. Die Konstruktion sieht Stufen vor, die beginnend an der Mittschiffslinie V-förmig nach achtern verlaufen und mit zunehmender Geschwindigkeit nach und nach freigelegt werden, wobei die Wasserlinie jeweils parallel zu den Stufen liegt. Das hat den Vorteil, dass das Wasser nicht zur Seite sondern nach achtern abgewiesen und das Boot dadurch angehoben wird. Zudem entsteht ein Schubeffekt, wodurch man sich etwas von der verloren gegangenen Energie zurückholt. Positive Nebeneffekte sind außerdem eine geringere benetzte Fläche, weicheres Einsetzen in die Wellen, weil ein Petestep-Rumpf nicht hart am Wasser aufschlägt, sowie ein geringerer Spritverbrauch; im Fall der SAY 42 beträgt die Reduktion immerhin 10 Prozent.