Second Life
Hinter so mancher Luxusyacht verbirgt sich ein dunkles Geheimnis – sie hat in der Vergangenheit als schlichtes Fischereiboot, Kriegsschiff oder Regattayacht ihren Dienst versehen
In ihrem ersten Leben war sie die schnellste Segelyacht der Welt, pulverisierte die bestehenden Rekorde für Atlantiküberquerungen und Etmale und musste von einer 23 Mann starken Crew gebändigt werden. In ihrem zweiten Leben kann es die Mari-Cha IV, die inzwischen Samurai heißt, geruhsamer angehen. Ein Eigner, der öffentlich nicht genannt werden will, erstand die Rennyacht und lässt sie derzeit von der niederländischen Werft Royal Huisman zu einem luxuriösen Cruiser umbauen.
Ob kompromissloser Racer, kampfkräftige Fregatte, robuster Schlepper, schnelle Fähre oder unverwüstlicher Eisbrecher – mit dem nötigen Kleingeld kann selbst das hässlichste Entlein in einen schönen Schwan verwandelt werden. Die Gründe für einen Umbau liegen auf der Hand: In wirtschaftlich schwierigen Zeiten sitzt auch bei den Superreichen die Geldbörse nicht mehr ganz so locker. Gebrauchte Schiffe stehen derzeit günstig zum Verkauf, bei geeigneten Voraussetzungen können also ökonomische Vorteile lukriert werden; zudem erspart man sich die langen Wartezeiten auf einen Neubau.
Ein Umbau ist allerdings auch mit zahlreichen Risiken behaftet und das Budget kann leicht aus dem Ruder laufen. Eine Kostenersparnis ist nur dann gegeben, wenn das erstandene Schnäppchen auch wirklich für einen Umbau geeignet ist, d.h. wenn möglichst viel von der Substanz und den eingebauten Systemen des Originals erhalten werden können. Das war etwa bei der Verwandlung des Kreuzfahrtschiffes Leasure World I zur Privatyacht Dubawi oder des 52 Jahre alten Schleppers Le Lutteur der Fall. Da an Substanz und Antriebssystemen nicht viel verändert werden musste, gingen die Umbauten in 18 bzw. 16 Monaten über die Bühne.
Handelt es sich um ein sehr umfangreiches Projekt, das alle Bereiche des Schiffes betrifft und auch strukturelle Veränderungen sowie einen neues Antriebssystem verlangt, ist ein Neubau oft günstiger. „Umbauvorhaben können schnell eine Eigendynamik entwickeln, da sich jede Änderung einer bestehenden Konstruktion in vielen Bereichen des Schiffes auswirkt und weitere Folgen nach sich ziehen kann“, erklärt Max Riedl, Schiffsbau-Experte und Partner bei der Beratungsfirma Cornelsen & Partners.