Trimmen mit Tanja
Besser segeln mit Olympiamedaillengewinnerin Tanja Frank. Folge 3: Halbwind- und Raumschottrimm
In dieser Folge geht es um den korrekten Trimm von Groß- und Vorsegel auf Halbwind- und Raumschotkursen. Schritt für Schritt erläutern wir, welche Maßnahmen im Zuge des Abfallens von Kreuz- auf Halbwindkurs (90 Grad wahrer Wind), beziehungsweise von Halbwind- auf Raumschotkurs (130 Grad wahrer Wind) notwendig sind, damit das Boot schnell, sicher und gut beherrschbar segelt. Wie von den bisherigen Folgen gewohnt, wird jeweils die ideale Einstellung für Leicht-, Mittel- und Starkwind gezeigt.
Leichtwind (0–8 Knoten)
Halbwind-Trimm
Beim Abfallen von Kreuz- auf Halbwindkurs heißt es als allererste Maßnahme die Schoten fieren. Für raume Kurse gilt grundsätzlich, dass die Segel voller getrimmt werden müssen. Durch das Fieren twisten die Segel – ein erwünschter Effekt, sofern ein gesundes Mittelmaß eingehalten wird. Als Indikator für die richtige Einstellung dienen wie am Kreuzkurs die Windfäden in der Fock: Die unteren Fäden sollen parallel auswehen, die mittleren und oberen Luvfäden leicht steigen. Ist das der Fall, passt der Twist.
Ist das Achterliek zu geschlossen (kein Twist), liegt die Strömung nicht richtig an und es entwickelt sich zu wenig Vortrieb. Tipp: Bei Leichtwind im Zweifelsfall besser zu offen als zu dicht fahren. Die Fock kann nach dem Fieren der Schot aber auch zu stark twisten. Man erkennt es daran, dass die oberen Fäden nach oben zeigen oder sich im oberen Drittel der Fock ein Gegenbauch bildet. Gegenmaßnahme: Den Vorsegel-Holepunkt nach vorne schieben, bis die oberen Fäden in einem Winkel von 45 Grad auswehen.
Sobald die Fock gut eingestellt ist, wird das Großsegel angepasst: Die Schot fieren, bis ein Gegenbauch entsteht, dann dicht nehmen, bis der Gegenbauch verschwindet. Der Traveller, der sich in der Kreuzposition in Luv befunden hat, wird mitschiffs in die neutrale Position geholt, der Niederholer angesetzt, damit der Großbaum nicht steigt, und der Unterliekstrecker gegenüber der Leichtwindeinstellung an der Kreuz um drei bis fünf Zentimeter gefiert. Das Vorliek bleibt so lose wie am Kreuzkurs. Der Trimm stimmt, wenn der Faden an der Topplatte ausweht. Tut er das nicht, ist entweder der Niederholer zu dicht oder der Schotzug zu stark.
Raumschottrimm
Beim Abfallen von Halbwind- auf Raumschotkurs werden die Schoten abermals gefiert. Die Segel twisten weiter, was eine Reihe von Trimmmaßnahmen erforderlich macht. Bei modernen Booten bzw. Yachten mit kleinem Vorsegeldreieck und innen liegenden Schienen kann es sein, dass man mit dem Holepunkt des Vorsegels nicht weit genug nach vorne gehen kann, weil die Fock im Unterliek zu bauchig wird. In diesem Fall empfiehlt es sich den Holepunkt via Barberholer nach außen an die Deckskante und weiter nach vorne zu bringen. Wenn es keinen Barberholer gibt: Die Anfertigung dieses Hilfsmittels ist denkbar einfach, ein paar Meter Leine, zwei Snatchblöcke und zwei Klemmen genügen. Vorteil: Man vergrößert die projizierte Fläche des Vorsegels und bekommt mehr Zug auf das Achterliek. Das Vorsegel ist richtig eingestellt, wenn die unteren Fäden gerade nach achtern wehen, die oberen 45 Grad nach oben zeigen. Achtung: Die unteren Fäden wehen aufgrund des geringen scheinbaren Windes nur punktuell aus – hängen in der Realität sogar häufig nach unten.
Wichtig: Durch das Abfallen von Halbwind- auf Raumschotkurs, also das Fahren in die Tiefe, nimmt der scheinbare Wind ab und das Boot wird langsamer. Daher muss das Großsegel wieder mehr zum Twisten gebracht werden. Das geschieht durch das Fieren der Schot und öffnen des Niederholers. Unterliek und Vorliek bleiben unverändert.
Mittelwind 8 – 15 Knoten
Halbwindtrimm
Im Gegensatz zum Leichtwindtrimm, wo Twist erwünscht ist, wird bei Druckwind mit möglichst wenig Twist gefahren; nur so segelt das Boot schnell. Daher muss man beim Abfallen von Kreuz- auf Halbwindkurs (90 Grad am wahren Wind) die Schoten fieren und den Genuaholepunkt so weit nach vorne verschieben, bis alle Fäden in allen drei Ebenen parallel auswehen. Steigen die obere Luvfäden um mehr als 45 Grad, gehört der Holepunkt weiter nach vorne.
Das Großsegel wird gefiert, bis ein Gegenbauch entsteht, und wieder dicht genommen, bis er verschwindet. Das ist unbedingt notwendig, damit die sogenannte Düse zwischen Fock und Groß ihre Wirkung effektiv entfalten kann. Für das Feintuning sind folgende Maßnahmen erforderlich: Cunningham und Achterstag lösen, das Unterliek auf Leichtwind-Kreuzeinstellung (keine Quetschfalte) trimmen, Niederholer ansetzen, Traveller mittig oder leicht nach Lee. Bei einer Fahrtenyacht ohne Traveller bei Druckwind unbedingt den Niederholer ordentlich ansetzen. Der Trimm passt, wenn die Topplatte parallel zum Baum steht.
Raumschottrimm
Beim Abfallen auf raumen Kurs werden Fock und Großschot abermals gefiert. Die Fock ist optimal eingestellt, wenn die Windfäden in allen Ebenen in Luv und Lee parallel auswehen.