Männer ohne Nerven
Zwei Österreicher gründeten die Firma ANTS Yacht-Consult und verraten ihren Kunden, wie man eine Segelyacht kauft und zeitgemäß ausrüstet
Die VO65-Klasse ist das Urmeter der Hochsee-Rennyachten, gebaut, um von Profi-Athleten über einen weltumspannenden Parcours von 45.000 Seemeilen gedroschen zu werden. Volvo Ocean Racer fahren wie Lokomotiven, bewegen sich streckenweise mehr unter als über Wasser und lassen bei Geschwindigkeiten in der 30-Knoten-Region kein Schlagloch aus. Dass Rümpfe, Ruder und Riggs diese Tortur überstehen, lässt sich vielleicht mit der modernen Leichtbauweise erklären. Aber wie zum Teufel müssen GPS, Radar, Satellitenkommunikation, Livekameras, Laptops, Lastsensoren und die nötige Energieversorgung für das ganze Elektronikzeugs beschaffen und eingebaut sein, um im Klima einer großzügig eingesalzenen Tropfsteinhöhle wochenlange Zyklen von Ruck, Stoß und Vibration zu überleben und dabei verlässlich zu funktionieren?
Kompetente Antwort findet sich verblüffenderweise im Schatten des Grazer Uhrturmes – vorausgesetzt, Michael Körner ist im Lande und hat ein bisserl Zeit. Beides kommt immer seltener vor. Der 26-jährige TU-Student ist schon in blutjungen Jahren seiner Sucht nach Speed und Salzwasser erlegen und nach einem Gastspiel im Motorsport in die internationalen Yachtrennszene abgedriftet; nur nebenher als Sportler, hauptberuflich als Techniker. Körner gab mit der elektronischen Ausrüstung der erfolgreichen Class 40 Vaquita seine Visitenkarte ab und wurde in Folge mit Mastverkabelung, Energiemanagement und Datenknoten der Volvo Ocean Race-Flotte 2014/15 betraut.
Mit der Würde kommt die Bürde: In einem Alter, in dem sich andere Uniabsolventen durch ein Praktikum quälen, hat der junge Grazer nicht eine Firma, sondern zwei. Bei Sailectron kann man den letzten Stand der Marineelektronik nicht nur bestaunen, sondern auch kaufen und einbauen lassen. Biminis, die Sonnenstrom erzeugen? Datenserver, die Schiffsdaten aufs Smartphone spielen? Plug&Play-Energiezentralen, die man im wasserdichten Handkoffer auf die Yacht bringt und ansteckt? Brennstoffzellen auf der Segelyacht? Doch, doch, das geht.
Produktive Partnerschaft
Und als wäre das noch nicht spannend genug, eröffnete Körner 2012 gemeinsam mit Käptn Robert Muhr die Firma ANTS Yacht-Consult. Seither sind die beiden immer häufiger im Ausland unterwegs. Nicht selten auf einer Mission, die eine Unterschrift unter seitenlangen Geheimhaltungsvereinbarungen verlangt … Ist halt so als Projektmanager in der Renn-, Luxus- und Superyachtszene. Aber bei aller gebotenen Diskretion sei verraten: In einer stolzen Zahl spektakulärer Yachtprojekte steckt mittlerweile das Hirnschmalz von ANTS.
Die sehr zufriedenstellende Nachfrage verdankt ANTS Yacht-Consult der stürmischen Entwicklung im Yachtbau: Mit jeder Innovation im Bereich Design, Material, Bau und Elektronik wird der an sich schon chaotische Markt noch ein Stück unübersichtlicher. Nicht nur Laien rätseln immer öfter, welcher Aufwand Sinn macht, welche Investition sich nachhaltig lohnt und mit welchen Kaufentscheidungen man sich mittelfristig eher Probleme einhandeln könnte.
„Es gibt für jeden Eigner mindestens eine ideale Yacht. Wir wollen dafür sorgen, dass er sie auch wirklich bekommt“, erklärt Robert Muhr, die zweite Hälfte des dynamischen Consulter-Duos.