So viel Hoffnung. Sie hatten einen potenten Sponsor und ein mehr als ordentliches Budget. Sie durften die Baunummer 1 der neuen VOR-Einheitsklasse übernehmen und trainierten so lange am Wasser wie keine andere Truppe. Sie holten sich planmäßig Input von erfahrenen Spezialisten aus verschiedensten Bereichen, errichteten auf Lanzarote ein Camp, durchliefen ein umfangreiches, ausgeklügeltes Programm. Sie waren die Besten der Besten, ausgesiebt aus über 350 Bewerberinnen. Sie waren anders als die anderen All-Female-Teams, die bislang am Volvo Ocean bzw. Whitbread Race teilgenommen hatten (siehe auch Kasten). Keine Randfiguren mit denkbar schlechten Voraussetzungen, kein chancenloses B-Team, kein weiblicher PR-Aufputz. Sie wollten Ernst machen und das Spiel mitspielen.
Und jetzt das. Abgeschlagen liegen die Frauen vom Team SCA am Ende des Rankings. War es ihnen in der ersten Etappe noch im letzten Moment gelungen, die rote Laterne an das vor dem Ziel in einem Flautenloch parkende spanische Team Mapfre abzugeben, gingen sie in den nächsten beiden Teilstücken als Letzte über die Ziellinie. Der Rückstand auf den jeweiligen Sieger lag zwischen 13 Stunden und beinahe zwei Tagen. Das ist eine herbe Enttäuschung, darüber können die optimistischen Parolen, die weiterhin in Interviews und Postings abgegeben werden, nicht hinwegtäuschen. Die öffentlichen Erklärungsversuche für das schlechte Abschneiden klangen blutleer. „Wir wachsen erst zusammen und lernen mit jeder Etappe“, ließ etwa Crewmitglied Dee Cafferi wissen, die einzige Frau, die den Erdball alleine und nonstop in beide Richtungen umsegelt hat; mehr Gemeinplatz geht nicht. Kollegin Elodie Mettraux versuchte es differenzierter: Man habe zwar zwei Jahre lang trainiert, aber kaum Wettkämpfe bestritten, meinte die gelernte Umweltingenieurin vom Genfer See, deshalb gäbe es an Bord keine Routine unter Stress. Und zudem könne der Großteil der Crew keine Volvo-Ocean-Race-Erfahrung vorweisen, was sich in vielerlei Hinsicht bemerkbar mache.
Beides mag zutreffen, ist aber nichts, womit SCA alleine da steht. Auch die Gegner hatten im Vorfeld wenig bis gar keine Gelegenheit sich unter Echtbedingungen im Rennmodus zu messen. Und die fehlende VOR-Erfahrung? Da hilft ein Blick auf die Statistik. Okay, die meisten VOR-Veteranen an Bord hat das nicht umsonst zum Favoritenkreis zählende Team Abu Dhabi, wo man es gemeinsam auf beachtliche 26 vorhergegangene Teilnahmen bringt. Aber der Schwenk zum anderen Ende der Skala enthüllt Erstaunliches. Dort liegen nämlich mit jeweils mageren drei Teilnahmen zwei Mannschaften gleichauf. SCA und – die franco-chinesische Truppe Dongfeng, die derzeit das Zwischenklassement anführt. Fehlende VOR-Erfahrung kann also offensichtlich mehr als wettgemacht werden. Was hat die männliche Konkurrenz den Frauen dann voraus?
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