Weißer kann Sand, türkiser kann Wasser nicht sein. Angesteckt mit dem Virus werden wir gleich bei unserem ersten Törn. Oktober 2001, Australien, Whitsunday Islands. Wie schön wäre es einfach weiter zu segeln. Fidschi, Vanuatu, Mikronesien … Gerlinde und ich schwatzen mit dem Profiskipper und kommen zu dem Schluss: Nur in einem anderen Leben, in dem wir viel Geld und Zeit haben. So ist nun mal die Realität.
Wieder zu Hause organisieren wir einen Törn in Dalmatien. Genial. Im Jahr darauf: Mitsegeln in den Antillen. Mittelmäßig. Wir wollen nicht mehr auf Skipper und zusammengewürfelte Crews angewiesen sein, also lernen wir selber segeln. Der Binnenschein wird absolviert, weitere Törns folgen. Der Küstenschein “passiert” durch eine zufällige Begegnung. Wir träumen von einer Langfahrt, lesen einschlägige Literatur. Aber: Arbeiten und darauf sparen bis zur Pension – nein, das spielt es nicht. Auch wenn uns Blauwassersegler mit feuchten Augen raten: „Macht nicht den selben Fehler wie wir. Wartet nicht zu lange, startet so früh wie möglich. Nicht Geld oder Erfahrung sind die limitierenden Faktoren, sondern das Leben, das Alter, die Zeit.“
2014 müssen wir Entscheidungen über unsere berufliche Zukunft treffen. Die Zeiten in Europa sind stürmisch, die Aussichten trüb. Wirtschaft und Arbeitsmarkt segeln hart am Wind, überall lauern Untiefen. Im alten Fahrwasser zu bleiben ist nicht sehr verlockend. Eine Wende steht an. Aber welchen Kurs anlegen? Entwicklungszusammenarbeit im Ausland? Die Regierung hat die Mittel halbiert. Eine Unternehmensgründung wagen? Dafür müssten wir all unsere finanziellen Mittel investieren. Die wir eigentlich viel lieber in unseren Lebenstraum stecken würden. Man müsste sich halt trauen.
Tragische Schicksalsschläge in unserem Umfeld rütteln uns auf. Es gibt im Leben keinen zweiten Versuch. Der Entschluss fällt während eines Spazierganges, spontan, wie aus der Hüfte geschossen. Wir machen es. Jetzt. Ohne jahrelange Planung. Vision, Lernwille und eine Vorbereitungszeit von fünf Monaten müssen reichen. Als Charterkunde kann man Blauwassersegeln ohnehin nicht lernen. Prickelnde Vorfreude. Aber auch Angst vor der eigenen Courage. Familie, Freunde und Segler geben uns unerwartet starken Rückenwind. Aus der Wende wird eine Halse.
Erste Schritte
Unser Ziel sind die tropischen Breiten, insbesondere Mittelamerika, genauer gesagt Panama und die San-Blas-Inseln. Auf unserer letzten Reise haben uns die dort lebenden Kuna-Indianer fasziniert. Wir wollen dieses versinkende Paradies unbedingt auf eigenem Kiel besuchen. Mehr Plan brauchen wir nicht. Wir werden vom Kurs abweichen, wann immer es einen guten Grund dafür gibt. Sei es das Wetter, die Technik oder unsere Gesundheit, seien es Begegnungen mit Menschen oder Verlockungen, von denen wir noch gar nicht wissen. Die Zeit, die uns wertvoller als Gold ist, soll mit maximaler Qualität angereichert werden. Darum nennen wir unser Projekt, später auch unseren Blog „zeitwärts“. Auf österreichisch ausgesprochen: Zeit wead’s …
Warum in Europa los segeln, wenn man von den Tropen träumt? Blauwassersegler raten uns auf eine Atlantiküberquerung zu verzichten und die Reise in der Karibik zu beginnen. Wir würden uns die Kosten für Material und Überfahrt ersparen. Und Zeit gewinnen, die wir dann auf einer Kokosinsel genießen könnten. Der Bootsmarkt in der Karibik ist riesig, die Preise liegen im Keller. Das Revier ist gut geeignet, um mit dem neuen Boot auf kurzen Etappen Erfahrung zu sammeln sowie technische Verbesserungen vorzunehmen, ehe man sich an lange Distanzen wagt. Klingt alles einleuchtend. Gut, dann also Karibik.
Ein seetüchtiger Langkieler soll es sein, reisetauglich ausgestattet, mit Platz für uns beide plus zwei Gäste. Nicht mehr.
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