Arbeitstier. Die private März-Bilanz von Judith Duller-Mayrhofer
Bin müde. Durchtanzter Ballnächte wegen? Ha, schön wär’s; mein Süßer pflegt mit mir ausschließlich über Pisten, nicht übers Parkett zu schweben. Nein, das Internet bringt mich um den Schlaf, alles Web statt alles Walzer sozusagen. Hab den sinnlosen Ehrgeiz, unsere Homepage – übrigens in neuem Kleid! – stets aktuell zu halten, was hinsichtlich Vendée Globe und Volvo Ocean Race ein Rund-um-die-Uhr-Vergnügen bedeutet. Zu den unmöglichsten Zeiten verlieren die Kerle ihre Kiele oder treiben sonstigen Unfug, den es hurtig ins Content Management System zu klopfen gilt. Und wehe, in der Eile geht ein Buchstabe von Monsieur Desjoyeaux verloren, dann gibt es umgehend eine virtuelle Tachtel durch die User. Einziger Lohn für diverse Nachtschichten: Leider keine Gehaltserhöhung, nur der eine oder andere Sieg im privaten Matchracerl gegen die Kollegen in Hamburg.
Semesterferien. Meine Freundinnen verteilen sich gleichmäßig zwischen Arlberg und Maria Alm und schämen sich nicht, mir per Telefon direkt von der Schneebar ins Ohr zu jauchzen, während ich im trüben Wien März-Nummern-Dienst schiebe. Redigiere tagelang Texte, in denen irgendwer von einer konstanten Brise in irgendeine türkise Lagune mit Blick auf Palmwedeln und Puderzuckerstrand geschoben wird, vor meinem Bürofenster wechselt wie zum Hohn lediglich der Aggregatzustand des Niederschlags. Falls also wer nach Tulln zu unserem Stand kommt: Die Blasse mit den Ringen unter den Augen bin ich.