Nachtschicht. Die private März-Bilanz von Julia Basagic
Ich führe ein Doppelleben. Nicht so, wie Sie jetzt denken. Tagsüber Schreibtischtäterin in der Yachtrevue mutiere ich abends zur idealistischen Publizistikstudentin. Ich wälze Bücher und klopfe 48 Seiten Bakk-Seminar-Arbeit in meinen altersschwachen Schlepptop. Kritik- und Kontrollfunktion der Medien, superinteressant, ehrlich! 24 Minuten vor Abgabeschluss: endlich fertig, ich auch. Meine Katze tut, wonach ich mich fühle, sie schläft im Sitzen ein.
Lets surf. Setze meinen Neujahrsvorsatz um offener für Neues zu sein und melde mich auf www.couch\u00ADsurfing.com an. Eine Woche später beherberge ich Kanadierin Sarah auf meiner Couch. Sie finanzierte ihre Weltreise mit Bäumepflanzen in Kanadas Outback. Leg mich richtig ins Zeug, damit ihr Leiden einen Sinn hatte, inklusive Faschingsumzug, Kaiserschmarrn und Sightseeing-Marathon. Mein Englisch rostet ein: Heißt’s, we’re goin’ on foot oder by feet?
Schmäh olé. Gönne mir eine Verschnaufpause vom Doppelleben und geh ins Kabarett „Frauengeflüster“. Comedy, die frau erst mit Ring am Finger zum Lachen findet. Meine Mutter weiß ein Klagelied darüber
zu singen, denn ich bin seemeilenweit davon entfernt. Dann doch lieber Bäume pflanzen in Kanada.
Party on. Gründe zum Feiern braucht’s zwar nicht, aber die Trinksprüche fallen einem dann leichter: Auf die eben fertig gestellte Dreier-Yachtrevue und meinen Zweier auf die Bakk-Arbeit!