Vielfalt des Segelns
Juni 2013: Die private Monatsbilanz von Judith Duller-Mayrhofer
134 Meter. Unterwegs zwischen Lissabon und Barcelona auf der Royal Clipper, dem größten Segelschiff der Welt. Kein Kreuzfahrtdampfer mit Deko-Masten, sondern ein Fünfmaster, der sich tatsächlich mit dem Wind fortbewegt. Kapitän ist ein schneidiger Russe, der täglich Tai-Chi praktiziert und einen Hang zu philosophischen Betrachtungen hat. Interessanter Typ. Hoffe, zum Capitain’s Dinner an seinen Tisch geladen zu werden, leider wird diese Ehre aber ausschließlich treuen Stammgästen zuteil. Nancy aus Texas absolviert gerade, kein Witz, ihre 135. Woche auf einer Star-Clipper-Yacht. Ich fürchte, das werde ich in diesem Leben nicht mehr aufholen.
5,55 Meter. Trete mit den Yachtclub-Kollegen Fritzi & Spitzi beim Seascape-Europacup am Traunsee an; das Kompetenzgefälle an Bord könnte steiler nicht sein. Der Weltmeister peitscht uns durch acht Wettfahrten, hält slowenische Matchrace-Profis, sämtliche Trimmvorrichtungen und seine am Rande des Wahnsinns wandelnde Crew gleichermaßen in Schach. Die Engelsgeduld, die er mit uns hat, rührt mich zu Tränen. Er findet vermutlich anderes zum Weinen …
2,65 Meter. Meine Jüngste, die im Gegensatz zu ihren Brüdern dem Opti stets aufrichtige Verachtung entgegengebracht hat, beschließt aus heiterem Himmel Zoom8 zu segeln und meldet sich für den Spring Cup an. Kämpft bei ihrer ersten Regatta auf einem Leihboot gegen Wind und Welle, schlägt ein paar Salti und drei Konkurrentinnen. Damit hat sie ihr vorab formuliertes Ziel erreicht. Sie ist nicht Letzte und mit sich hochzufrieden. Kluges Kind: Erfolg ist der Quotient aus Erwartetem und Erreichtem.