Unabhängigkeitserklärung

Canova ist nicht nur die erste Superyacht mit DSS-Foils, sondern dank eines modernen Hybridantriebs auch emissionsarm. Verena Diethelm hat sich an Bord der progressiven Blauwasser-Karbon-Yacht umgesehen

Unabhängigkeitserklärung

Der Kontrast könnte kaum größer sein. Vor dem Het Scheepvaartmuseum in Amsterdam, in dem sonst historische Schmuckstücke vergangener Jahrhunderte zur Schau gestellt werden, hat anlässlich der Zubehörmesse METS eine Blauwasser-Segelyacht angelegt, die zukunftsweisender nicht sein könnte. Trotzdem wirkt die 142 Fuß große Baltic Yacht Canova nicht fehl am Platze – als erste Superyacht mit DSS-Foils hat die Canova bereits jetzt Geschichte geschrieben.
Stolz und Freude über den Neubau, der mit einer Vielzahl an technologischen Innovationen aufwarten kann, dürften beim italienischen Eigner größer gewesen sein als die Sorge um seine Privatsphäre. Nur so ist es zu erklären, dass Werftmitarbeiter und der Kapitän der Canova den anwesenden Journalisten einen Einblick in die Welt der Superyachten erlaubten, wie er nur selten gewährt wird.

Auch wenn die Identität des Eigners im Geheimen bleibt, verrät sein Schiff einiges über ihn: Es überwiegen schlichte, klare Linien und ein elegantes, traditionell anmutendes Design ohne jede Protzerei. Dass der Eigner Kunstliebhaber ist, erkennt man nicht nur an der Namensgebung – Antonio Canova war ein Bildhauer des Neoklassizismus – sondern auch an den zahlreichen Kunstwerken, die das Innere unaufdringlich schmücken. Viele durchdachte Lösungen zeigen aber, dass der praktische Nutzen im Mittelpunkt steht: Der Eigner ist ein erfahrener Segler, der bereits neun Yachten besessen und an Regatten teilgenommen hat. "Er ist ein Globetrotter, der die Yacht mit kleiner Crew segeln will und auf einfache Wartung und Nachhaltigkeit Wert legt", beschreibt Kapitän und Projektmanager Mattia Belleri seinen Arbeitgeber. Geplant ist eine Weltumseglung, die in abgelegene Reviere, aber auch zum America's Cup 2021 nach Auckland führen soll, dabei stehen Autarkie und Komfort an erster Stelle.

Schlankheitskur

Von außen wirkt die Canova – wenn sie nicht gerade segelt – relativ unspektakulär. Um die Segeleigenschaften nicht negativ zu beeinflussen, konstruierte Farr Yacht Design einen schlanken Rumpf mit moderatem Freibord und vier relativ kleinen Rumpffenstern. Lucio Micheletti entwarf einen wenig auftragenden Decksalon, der nahtlos in den Cockpitbereich übergeht.
Der 54 Meter lange Karbon-Mast mit vier Salings von Rondal steht relativ weit achtern, nahezu mittig über dem Kiel. Eine spezielle Lösung hat man sich für die 140 Meter lange und 16 Millimeter dicke Ankerkette einfallen lassen: Sie wird über ein Rohr vom Bug bis zu ihrem Ankerkasten kurz vor dem Mast geleitet und beeinflusst so mit ihrem Gewicht den Trimm nicht negativ.

"Ich möchte segeln, nicht motorsegeln", lautete die klare Vorgabe des Eigners. Die Canova verfügt daher über einen sehr leistungsorientierten Segelplan, der allerdings auf eine kleine Crew abstimmt ist. Außer einer Selbstwendefock, mit der der Eigner theoretisch auch alleine zu Recht kommen könnte, stehen noch eine wenig überlappende Genua, die über kurze Schienen geschotet wird, sowie Gennaker und Code Zero zur Auswahl; Letztere werden kurz hinter dem Steven angeschlagen. Auf einen Bugspriet wurde verzichtet. Das Square-Topp-Groß hat eine Fläche von 570 Quadratmetern und erfordert ein Backstagen-Paar mit Deflektoren.

Am Pult vor dem Steuerrad an Backbord befinden sich nicht weniger als 45 Knöpfe. Darüber werden die acht elektrischen Winschen angesteuert und auch die Furler, Deflektoren, Genuaschlitten, Cunnigham und anderen Trimmeinrichtungen bedient.

Flügelstürmer

Auf Höhe der Eignerkajüte, unmittelbar nach dem vierten Rumpffenster, ragt knapp unter der Wasserlinie eine dank roter Signalfarbe gut erkennbare Fläche aus dem Rumpf. Dabei handelt es sich um ein neun Meter langes, konkav gebogenes und 1,4 Tonnen schweres Dynamic-Stability-System-Foil, das von Gordan Kay und Hugh Welbourn entwickelt wurde.

Die ganze Story lesen Sie in der Yachtrevue 10/2020, am Kiosk ab 2. Oktober!

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