Im Wellenbad
Selbstversuch. Wakesurfen ist eine Wassersportart, die leicht zu erlernen ist und rasch Spaß macht. Sagt man. Ob es stimmt, weiß Verena Diethelm
Snowboard, Skateboard, Kiteboard, Stand Up Paddling Board, Surfboard – es gibt kaum ein Brett, das ich nicht schon mal unter den Füßen gehabt hätte. Schon oft habe ich gehört, dass sich dieser oder jener Brettsport ganz einfach, schnell und jedem erschließe. Von steiler Lernkurve, Glücksgefühlen und Spaß ohne Ende ist in diesem Zusammenhang typischerweise die Rede. Hans Ortner von Boote Ortner macht da keine Ausnahme: „Wakesurfen ist wirklich simpel. Ein richtiger Mädchensport.“
Hmmm, meine Erfolgsbilanz mit Brettern im Wasser war bisher eher bescheiden. Dementsprechend skeptisch bin ich, als ich mich von der Badeplattform des Nautique 210 Electric in den 18 Grad kalten Wörthersee gleiten lasse. Unterm Arm ein 1,34 m langes, quietschbuntes Wakesurfbrett, das ich vor mir quer zum Boot ins Wasser lege. Kaum habe ich die Fersen auf den weichen Pads platziert, kommt auch schon Bewegung in die Sache. Es blubbert, es brodelt, ich werde unter Wasser gezogen, gleiche bei dieser Gelegenheit meinen Flüssigkeitshaushalt mit Seewasser aus und spüle meine Nebenhöhlen gründlich.
Klassischer Anfängerfehler, urteilt mein Lehrmeister. Ich habe die Arme nicht durchgestreckt, sondern an den Körper gezogen. Nächster Versuch. Diesmal lasse ich die Arme lang, drücke die Fersen fest nach unten. Spüre, wie sich der Wasserdruck unter dem Brett aufbaut und ich aus dem See gezogen werde. Automatisch dreht sich das Brett in Fahrtrichtung und unter mir rauscht das Wasser dahin. Ein unglaubliches Gefühl, so über den See zu fliegen. Besser als jeder Powder-Tag am Berg. Acht Knoten fühlen sich wahnsinnig schnell an, ich komme mit dem Schauen kaum nach. „Blick zur Welle“, heißt es da auch schon warnend vom Boot. Neben mir türmt sich ein eineinhalb Meter hohes Ungetüm mit schäumendem Wellenkamm auf, das ich fürs Erste lieber noch ausblende.
Um ein Gefühl für das Brett zu bekommen, lasse ich mich von der Leine ziehen und fahre – wie ich es vom Schnee gewohnt bin – durch Gewichtsverlagerung und mit Druck durch den hinteren Fuß ein paar Turns. Die Reibung im Wasser ist wesentlich geringer als jene am Schnee, deshalb ist weniger Kraftaufwand nötig und man muss den Druck gefühlvoll dosieren, um das Brett nicht ungewollt querzustellen. Von mir aus könnte es ewig so weitergehen. Denkste. „Fahr in die Welle. Du musst in die Welle fahren!“, bekomme ich die nächste Anweisung. Mit gehörigem Respekt nähere ich mich langsam der mächtigen Heckwelle, die freundlicherweise auf anfängertaugliche Höhe heruntergeshapt wurde.