Dufour 460 Grand Large
Schön zu sehen, dass sich Werften immer wieder etwas Neues einfallen lassen. Ganz besonders gefällt es, wenn in der Praxis gehalten wird, was die Theorie verspricht
Die französische Werft drückt in jeder Hinsicht aufs Tempo. Innerhalb von nur zwei Jahren hat man die aus sieben Yachten bestehende Grand-Large-Reihe mit fünf Neuentwicklungen auf den letzten Stand gebracht. Im Unterschied zu anderen Großserienwerften hat Dufour dabei nicht bestehende Modelle einem Facelift unterzogen, sondern komplett neue Yachten gebaut. Die Investitionsbereitschaft macht Sinn, weil Umberto Felci bei der Entwicklung einen großen Schritt weiter ging. Die Rümpfe wurden noch breiter, und zwar sowohl im Maximal- als auch Durchschnittsmaß. Betrachtet man die Dufour 460 aus der Vogelperspektive, sieht man genau, dass sie sich nach achtern nur minimal verjüngt. Für weiteren Platzgewinn unter Deck sorgen die weit nach vorne gezogenen seitlichen Abrisskanten am Heck. Die sogenannten Chines sind nicht nur Kosmetik, sondern von der Ausprägung her so konstruiert, dass sie die Yacht bei Lage stabilisieren und für ausbalancierten Geradeauslauf sorgen.
Neue Wege
Die Dufour 460 ist die jüngste Yacht der Werft. Deshalb konnte man bei ihrer Entwicklung auf Erkenntnisse aus dem Bau der ebenfalls neuen Vorgängerinnen zurückgreifen. Beispiel ist die Heck-Konfiguration mit Freiluft-Pantry in der achteren Querducht, die es in dieser Form auch auf der 560 und 500 gibt. Von der kleinen Dufour 310 wiederum kam wertvoller Input in Sachen Ergonomie.
Aber bleiben wir beim Heck, das alle Stücke spielt. Es fungiert als Sonnenliege (auf Wunsch gepolstert) oder als Freiluft-Pantry. Will man diese in Betrieb nehmen, klappt man die Badeplattform hinunter und die achtere, aus drei Elementen bestehende Querducht auf. Es gibt eine Grillplatte und eine Spüle, gekocht wird stehend auf der manuell oder elektrisch (Aufpreis) absenkbaren Plattform. Der Kühlschrank ist im Cockpittisch untergebracht, den Platz unter der Grillplatte hat man für Rettungsinsel und Badeleiter reserviert. Famos. Man wundert sich direkt, dass dieses Konzept von den Mitbewerbern bislang noch nicht im großen Stil kopiert wurde, wie einst die von Bavaria erfundene große, klappbare Badeplattform. Möglicherweise sind die mit der komplexen Konstruktion verbundenen hohen Kosten eine nicht unerhebliche Hemmschwelle.
Das Cockpit profitiert von der Breite der Yacht. Man sitzt bequem, sowohl auf den seitlichen Sülls als auch den Bänken. Der monumentale, klappbare Cockpittisch fungiert nicht nur als Kühlschrank sondern auch als Fußstütze für die bei Lage in der Plicht sitzende Crew.
Bei aller Funktionalität blieb Umberto Felci äußerst bedacht auf ein elegantes Erscheinungsbild der Yacht und schuf ein typisch italienisches Styling mit minimalistischer Linienführung, bündig in das Deck eingelassenen Luken und markantem GFK-Bugspriet, der die an sich voluminöse Yacht länger erscheinen lässt.
Fit zum Segeln
Das Deckslayout orientiert sich an den Bedürfnissen der Fahrtensegler. Der Mast steht vergleichsweise weit achtern, damit sich eine leistungsfähige und gut trimmbare serienmäßige Selbstwendefock ausgeht. Eine 135-Prozent-Genua, wie früher bei Dufour erhältlich, gibt es nicht mehr, weil die Wanten wie heutzutage üblich außen an der Deckskante ansetzen. Stattdessen kann gegen Aufpreis eine 108-Prozent-Genua geordert werden, eine Segelkonfiguration, die aktuell im Trend liegt. Für Leichtwindtage bietet sich ein Code 0 oder Drifter an, den man am serienmäßigen Bugspriet anschlagen kann. Das Großsegel wird via Großschot und Traveller getrimmt.