Idealer Rahmen
Das Österreichische Leistungssportzentrum in der Südstadt ist eine Kaderschmiede für junge Talente. Seit heuer gehört auch der heimische Segelverband zu den Kooperationspartnern
Matura machen und Leistungssport betreiben – das spießt sich. Wenn in der Oberstufe die schulischen Anforderungen steigen, während gleichzeitig der Aufwand für das Training und für das Bestreiten von Wettkämpfen immer höher wird, geraten junge Menschen (und ebenso ihre Eltern) in eine Zwickmühle – und die ist mit ein Grund dafür, dass in allen Disziplinen bei den 15- bis 16-Jährigen ein dramatischer Anstieg der Dropout-Quote zu verzeichnen ist.
Doch dieses Dilemma lässt sich lösen: So genannte Sport-BORGs nehmen auf die speziellen Bedürfnisse junger Hochleistungssportler Rücksicht und erlauben einen dualen Weg, bei dem weder Ausbildung noch Sport zu kurz kommen. Wichtigste Unterschiede zu einer „normalen“ Schule: Die Schülerinnen und Schüler haben fünf statt vier Jahre Zeit um sich den Stoff der Oberstufe anzueignen, werden für Training und Wettkämpfe freigestellt und beim Nachholen der versäumten Lerninhalte gezielt und individuell unterstützt. Diese Schulform wird in ganz Österreich angeboten und hat sich bestens bewährt.
In der Südstadt nahe Wien ging man noch einen Schritt weiter: Das dort beheimatete Österreichische Leistungssportzentrum (ÖLSZ) kümmert sich auf umfassende Weise um die besten Nachwuchssportler der Sommerdisziplinen und bietet nicht nur modernste Sportstätten, sondern auch ein pädagogisches Konzept, das die ganzheitliche Entwicklung der jungen Menschen in den Mittelpunkt rückt. 23 Sportarten sind im ÖLSZ vertreten, seit heuer zählt auch der OeSV zum Kreis der assoziierten Verbände. Damit verbunden ist das Recht einen Sparten-Trainer zu stellen, wobei dieser über Sportfördermittel finanziert wird, also nicht das OeSV-Budget belastet. Nominiert für diesen Posten wurde Florian Reichstädter: Der 470er-Weltklasse-Vorschoter, der an der Seite von Matthias Schmid drei Mal an Olympischen Spielen teilgenommen und einen Vizeeuropameister-Titel in der Tasche hat, ist für die im ÖLSZ aufgenommenen Seglerinnen und Segler verantwortlich, erstellt unter anderem deren Trainings- und Wettkampfpläne und kümmert sich um die Koordination mit der jeweiligen Schule. Das nationale Training findet im BLZ Neusiedl statt, wobei die Jugendlichen mit ÖLSZ-Bussen an den Steppensee gebracht werden. Die Leitung des ÖLSZ liegt übrigens seit 2007 ebenfalls in den Händen eines ehemalige Spitzen-Seglers: Wolfgang Moser arbeitet in dieser Funktion eng mit den einzelnen Fachverbänden zusammen und setzt deren Nachwuchsförderkonzepte um.
Schritt für Schritt
Interessiert sich ein junger Sportler für das ÖLSZ, kann er sich nicht selbst dafür bewerben, sondern muss von seinem Verband vorgeschlagen werden. In einem dreitägigen Aufnahmeverfahren werden dann sämtliche relevanten Kriterien überprüft, darunter sportmotorische und psychologische Voraussetzungen, und die Ergebnisse in einer Aufnahmekonferenz präsentiert; in dieser verfügt jeder Fachverband über eine Stimme. Für das Schuljahr 2017/18 bewarben sich hundert Jugendliche, 80 kamen in die nähere Auswahl, 50 wurden tatsächlich in das ÖLSZ aufgenommen.