Figaro 3
Die französische Werft Beneteau erregt mit einem Boot, das nur für eine Randgruppe interessant ist, weltweites Aufsehen. Ist dieser mediale Hype gerechtfertigt?
Die Beneteau Figaro 3 ist nichts für Schüchterne – auf dieser Yacht wird man unentwegt und von allen Seiten per Smartphone fotografiert. So sind die Zeiten; jeder will auf den sozialen Medien kundtun, dass er die erste Yacht mit Foils einer Großserienwerft persönlich in Augenschein nehmen konnte …
Tatsächlich sieht die Figaro 3 spektakulär aus: Schwarzer Rumpf mit geometrischem, in Grau gehaltenem Muster, schwarze 3Di-Race-Garderobe, langer schwarzer Bugspriet, leuchtend weiße Ruderblätter und orangefarbene, weit ausgefahrene Foils. Martialischer geht es kaum.
Anfang des Jahres hatte Beneteau erste Renderings veröffentlicht und damit ein gewaltiges Echo ausgelöst. Die Figaro 3 soll die 15 Jahre alte Figaro 2 ablösen, jenen Einheitsklassen-Racer von Beneteau, mit dem in Frankreich die Figaro-Regattaserie bestritten wird. Diese gilt neben dem Minitransat als wichtigstes Spungbrett für Segler, die im französischen Hochseeregattasport Fuß fassen wollen. Von der Figaro 2 wurden insgesamt hundert Einheiten ausgeliefert, die erste Regatta mit der neuen Figaro 3 soll im Sommer 2019 anlässlich des 50-jährigen Jubiläums der La Solitaire-URGO Le Figaro über die Bühne gehen.
Die Figaro 3 wird also von einer Großserienwerft gebaut, ist aber nicht für die breite Masse gedacht, auch wenn theoretisch jeder so ein Boot bestellen könnte. Laut Eric Ingouf, Chef des Figaro-Programms, gibt es tatsächlich auch Interesse von Breitensportlern, allerdings haben aktuell jene Kunden Vorrang, die bei der Jubiläumsregatta an den Start gehen wollen. Außerdem zeigte sich beim Test vor La Rochelle, dass nicht alles, was Flügel hat, auch zum Fliegen bestimmt ist.
Perfektes Marketing
Womit wir bei einem klugen Schachzug wären. Normalerweise interessiert die Entwicklung eines für die Figaro-Szene bestimmten neuen One-Design-Monohulls außerhalb der französischen Segelszene kaum jemanden. Mit dem Bau des weltweit ersten serienmäßigen One-Design-Monohulls mit Foils erregte der für seine Innovationsfreude bekannte Weltmarktführer hingegen jede Menge internationale Aufmerksamkeit und betrieb damit Imagepflege, wie sie besser nicht sein könnte – perfekt getimt, mustergültig aufbereitet und solide durchgeführt. Ankündigung zu Jahresbeginn, Stapellauf des Prototypen Ende Juni, EYOTY-Testfahrten im September, Medienpräsenz punktgenau zur Messesaison. Das sollte auch bei der Installation der neuen Klasse helfen; schließlich ist es nicht einfach, eine bewährte Yacht in Pension zu schicken und durch ein neues Modell zu ersetzen.
Nicht minder professionell hat man die Fertigung organisiert. Die Figaro 3 wird nicht in der Stammwerft, sondern nahe Nantes in der ehemaligen Manufaktur von Jeanneaus Techniques Avancées, gebaut, dort, wo in den 1980 und 1990ern die legendären Offshore-Multihulls von Philippe Poupon und Florence Arthaud entstanden. „Ein außergewöhnliches Boot benötigt eine eigenen Produktionsstätte und kann nicht Seite an Seite mit normalen Yachten gefertigt werden“, erklärte Eric Ingouf. Die nächsten Jahre wird man außerdem hinsichtlich Produktionskapazität absolut am Limit sein und mit Hochdruck arbeiten müssen, das lässt sich in einer eigenen Werft leichter organisieren.
Innovatives Konzept
Die Figaro 3 wurde im renommierten Designbüro von Marc Van Peteghem und Vincent Lauriot-Prévost, besser bekannt unter dem Kürzel VPLP, gezeichnet.