Stabile Verhältnisse
Vor 40 Jahren wurde Österreichs erste Charter-Agentur gegründet. Sie wird heute von Thomas Hickersberger geführt und ist nach wie vor eine der besten Adressen für unbeschwerten Urlaub auf dem Wasser
Wir schreiben das Jahr 1980. Die Sowjetunion marschiert in Afghanistan ein, Österreichs Segler holen bei den Boykott-Spielen in Moskau zwei Olympiamedaillen, Menschen in aller Welt vertreiben sich die Zeit mit dem eben erfundenen bunten Zauberwürfel Rubiks Cube oder dem Computerspiel Pac-Man. Und in Linz nimmt die erste Charter-Agentur im Alpenland Fahrt auf. Von Gründer Horst Müller und dessen Frau Elfie schwungvoll betrieben, kann sie bald auf einen wachsenden Kundenstock zählen; die Müllers sind ein bekanntes Paar in der Branche, nehmen in vielerlei Hinsicht eine Vorreiterrolle ein und setzen so manch entscheidenden Impuls.
Ebenfalls im Jahr 1980 und ebenfalls in Linz tut ein Wonneproppen namens Thomas Hickersberger zur großen Freude seiner Eltern, aber unbemerkt von der Öffentlichkeit seinen ersten Schrei. Zwanzig Jahre später sollen sich seine und Horst Müllers Wege kreuzen. Hickersberger, der zu einem vielseitig interessierten jungen Mann herangewachsen ist, hat nach dem Absolvieren einer Bootsbaulehre sowie einer kaufmännische Abendschule gerade ein Wirtschaftsstudium in Linz begonnen, Müller sich 1998 von seiner Frau scheiden lassen. In Folge wurde die Firma gesplittet: Sie bekam die ursprünglich als Sommerresidenz gedachte Filiale am Attersee, er das Stammhaus in Linz. Für Letzteres sucht Horst Müller per Inserat stundenweise einen Mitarbeiter. Der leidenschaftliche Segler Hickersberger bewirbt und bewährt sich, Letzteres so eindrücklich, dass er 2004 zum Partner gemacht wird. 2008 zieht sich Horst Müller zur Gänze aus dem Geschäftsleben zurück, von da an steht Hickersberger in alleiniger Verantwortung am Ruder. 2018 übernimmt er auch die bis dato von Elfie Müller geführte Firma Müller Attersee; was einst zusammen gehört hat, ist damit wieder unter einem Dach.
Solide Struktur
Der Sitz der Firma, die immer noch Yachtcharter Müller heißt, befindet sich seit 2011 in einer ruhigen Wohngegend im Süden von Linz, wo Hickersberger ein Stockwerk eines Hauses sein eigen nennt. Gekauft hat er es, weil das Arbeitszimmer im Eigenheim, das ihm davor als Büro gedient hatte, zum Kinderzimmer umfunktioniert wurde. Ihm zur Seite stehen drei Mitarbeiterinnen, darunter seine Mutter Ingrid, die Hickersberger als den „guten Geist“ der Firma bezeichnet. Seit Jahrzehnten dabei ist auch Elke Ulrich, die für Hickersbergers Tochter als Taufpatin fungierte und de facto auch zur Familie gehört. „Meine Firmenstruktur ist stabil und schlagkräftig“, fasst Hickersberger die Situation zusammen, „ich habe keine Kredite laufen und über viele Jahre gutes Geld verdient. Das Corona-Jahr betrachte ich als Streichresultat. Das tut weh, bringt mich aber nicht um.“