Frauscher 1212 Ghost
Der jüngste Wurf der Gmundner Edel-Werft pendelt je nach Ausstattung zwischen Daycruiser und Weekender und verspricht in jedem Fall unbeschwerten Fahrspaß
Yachten der 40-Fuß-Klasse stellen für die meisten Werften das Brot-und-Butter-Geschäft dar, dementsprechend groß ist das Angebot und hart umkämpft der Markt. Aus diesem Haifischbecken hatte sich die Gmundner Vorzeigewerft Frauscher bisher herausgehalten und so Mut zur Lücke bewiesen. Doch nun setzt man mit der neuen 1212 Ghost, die eigentlich in Cannes Weltpremiere feiern hätte sollen, in diesem wichtigen Segment einen Akzent.
Bei der Entwicklung der Modellpalette gingen die Oberösterreicher stets ihren eigenen Weg. Anstatt die jüngste Motorboot-Generation, beginnend mit sieben Metern Länge, Schritt für Schritt auf 14 Meter auszubauen, erinnert der Ansatz eher an "einen Schritt vor, einen zurück". Eingeläutet wurde die neue Ära 2013 durch die 858 Fantom, der ein Jahr später die kleinere 747 Mirage folgte. 2016 kam das aktuelle Flaggschiff 1414 Demon, auf den Markt. "Die Demon war ursprünglich auf zwölf Meter konzipiert, aber auf dieser Länge hätten wir vieles nicht realisieren können. Jetzt war es wichtig, die Lücke zwischen GT 1017 und Demon zu schließen. Von zehn auf 14 Meter Länge ist ein großer Sprung, auch finanziell", erläutert Frauscher-Verkaufsleiter Florian Helmberger beim Test der Ghost am Gardasee.
Bei der Entwicklung der neuen 40-Fuß-Yacht setzte man auf ein bewährtes Erfolgsrezept: Für Unterwasserschiff und Zertifizierung war der österreichische Konstrukteur Harry Miesbauer zuständig, die Projektleitung übernahm Frauscher-Urgestein Thomas Gerzer. Einen Neuzugang im Design-Team stellt der ebenfalls aus Gmunden stammende Stephan Everwin dar, der auch schon für Porsche Design zum Zeichenstift griff und das Aussehen der Ghost oberhalb der Wasserlinie verantwortet. Designer Gerald Kiska, der den Vorgängerinnen der Ghost seinen Stempel aufgedrückt hat, ist derzeit in ein anderes Entwicklungsprojekt der Werft eingebunden.
Zitierfähig
Everwin ging keine waghalsigen Experimente ein, sondern orientierte sich an der etablierten Formensprache, sodass die Ghost ihre Verwandtschaft nicht leugnen kann: Es fehlen weder das ausladende Teakdeck noch die rahmenlose Windschutzscheibe, der senkrechte Steven, der nach innen geknickte Süllrand im Heckbereich, die seitlichen Lufteinlässe und die Z-förmig geschwungene Zierleiste.
Trotzdem ist die zwölf Meter lange Yacht weder eine größere 1017 GT noch eine kleinere 1414 Demon. Der Spruch vom Besten zweier Welten mag überstrapaziert sein, hier kommt man aber nicht umhin, ihn zu bemühen. "Das Design der Ghost erinnert eher an die 1017 GT und die 858 Fantom, aber von der Demon wurden viele Komfort-Features, etwa Ankersystem, Joystick-Anlegesystem, CAN-Bus oder Fernwartungs-App, übernommen", weiß Helmberger.