Oceanis 40.1
Wenn eine erfolgreiche Yacht einem neuen Modell weichen muss, stellt sich meist die Frage: Hat auch die Nachfolgerin das Potenzial zum Bestseller? Im Fall der Oceanis 40.1 fällt die Antwort eindeutig aus
Rückblick. Im November 2011 hatte der Autor Gelegenheit, mit Konstrukteur Pascal Conq die Baunummer 1 der Oceanis 41 zu segeln. Die Yacht mit Chines, Targabügel und der für damalige Verhältnisse beachtlichen Breite von 4,20 m war revolutionär und wurde prompt zum Bestseller: In neun Jahren verkaufte sich das Modell (inklusive der 2016 leicht modifizierten Version) rund 900 Mal.
Nun gibt es eine Nachfolgerin und für deren Entwicklung engagierte Beneteau nicht Pascal Conq, sondern Marc Lombard. Letzterer arbeitete bislang primär für die Konzernschwester Jeanneau und sorgte zuletzt mit der Sun Odyssey 410 für Furore. Deren Rumpf ist optisch an das Design einer Class 40 angelehnt, erfüllt aber die Anforderungen an eine Fahrtenyacht. Genau das trifft auch auf die neue Oceanis 40.1 zu. Doppelruder und Kielversionen sind sogar ident mit jenen der Sun Odyssey, allerdings ist die neue Oceanis 40.1 um zwanzig Zentimeter breiter als die SO 410 und somit exakt gleich breit wie die Ur-Oceanis 41 aus 2011.
Alt gegen neu
Rumpflänge und Maximalbreite der beiden Yachten stimmen bis auf einen Zentimeter exakt überein, tatsächlich trennen sie aber Welten:
1. Die 40.1 ist achtern gleich breit wie an der breitesten Stelle. Das generiert ein extrem weitläufiges Cockpit, breite Kojen und üppige Achterkajüten.
2. Der Vorschiffsbereich ist deutlich voluminöser; eine konstruktive Notwendigkeit, die sich durch das füllige Heck ergibt, da sonst die Balance nicht stimmen würde. Dadurch gehen sich im Vorschiff eine feudale Eignerkajüte, in der Chartervariante sogar zwei (!) Kajüten, eine davon mit Stockbetten, aus.
3. Der Freibord fällt entlang der gesamten Rumpflänge senkrecht bis zur Chine, die sich vom Bug zum Heck durchzieht, ab und läuft darunter schmal zusammen. Diese Bauweise schafft im gesamten Innenraum spürbar mehr Platz und verleiht der Oceanis 40.1 eine aggressive Optik. Zusätzlich verringert sich die benetzte Fläche im Unterwasserbereich, was den Leichtwindeigenschaften zu Gute kommt. Die insgesamt hohe Formstabilität durch die enorme Breite ist darüberhinaus dem Sicherheitsgefühl zuträglich.
4. Den Targabügel im Cockpit, ein Markenzeichen der Oceanis-Modelle, das von vielen Herstellern kopiert wurde, gibt es nicht mehr – auch nicht als Option. Begründet wird das mit dem Zusatzgewicht, darüberhinaus ist die Installation des Bügels statisch anspruchsvoll und kostspielig. Letztendlich ausschlaggebend für diesen Schritt dürfte die neue Großbaum-Konfiguration sein. Hier orientiert sich Beneteau an Dufour und Jeanneau, die jeweils den Großbaum sehr tief am Mast anschlagen und ihn achtern nach oben neigen. So lässt sich ein klassisches Groß ohne Kletterpartie im Lazybag verstauen. Der niedrige Segelschwerpunkt hat zudem positive Auswirkungen auf Seegangsverhalten und Segelleistung.
Variantenreich
„So gut wie alle Segler“ nennt die Werft als Zielgruppe und damit übertreibt sie nicht. Segelleistung und Raumaufteilung lassen sich sehr facettenreich individualisieren. In der Standardversion wird die Oceanis mit Rollgroß und Selbstwendefock ausgeliefert, wobei die Segelflächen dann sehr bescheiden sind. So ausgestattet, überfordert die Yacht auch Einsteiger nicht, Manöver lassen sich allesamt alleine bewerkstelligen. Als Alternative zum Rollmast gibt es ein klassisches Großsegel plus Genua, die über weit innen am Kajütdach montierte Schienen geschotet wird.