Volle Ladung
Mit steigendem Wohnkomfort nimmt auch der Strombedarf an Bord zu. Der Umstieg auf Lithium-Akkus schafft ausreichend Spielraum und bringt weitere Vorteile
Schnell mal einen Espresso runterlassen, die Haare föhnen oder den Elektrogriller auf der Flybridge anwerfen. All das ist mittlerweile auf modernen Yachten Standard – und zwar nicht nur im Hafen, wenn eine Verbindung zum Landstrom besteht. Immer größere 230-Volt-Verbraucher, der dadurch steigender Stromverbrauch sowie der Wunsch nach maximaler Autarkie machen ein Umdenken in Sachen Stromversorgung nötig. Mit herkömmlichen Akkus, in Folge wie allgemeinen gebräuchlich als Batterien bezeichnet, gelangt man schnell an seine Grenzen.
"Hohe Wechselrichterströme, wie man sie für das Betreiben von Verbrauchern wie Kaffeemaschine, Wasserkocher und Föhn benötigt, bringen Bleibatterien um. Lithium ist hingegen hochstromfest", stellt Stefan Haslinger, Experte für netzunabhängige Stromlösungen des österreichischen Mastervolt-Distributeurs doma elektro engineering, klar.
Gemeinsam mit dem österreichischen Cranchi-Importeur TopYacht hat Haslinger, der auch Camper, Expeditionsfahrzeuge und abgelegene Berghütten stromautark ausrüstet, die Stromversorgung einer Cranchi T36 Crossover auf komplett neue Beine gestellt. "Die ursprüngliche Idee war, eine zentrale Stromverwaltung aus einem Guss zu schaffen. Da die Werft bereits mit Mastervolt ausgestattet hat, war es naheliegend beim Original zu bleiben", erklärt TopYacht-Chef Bernhard Prillinger die Zusammenarbeit.
Viele Vorteile, ein Nachteil
Dass man bei einem derartigen Vorhaben um Lithium-Eisenphosphat-Akkumulatoren nicht herumkommt, liegt auf der Hand. LiFePo-Akkus haben gegenüber Batterien, die auf Blei basieren, mehrere Vorteile: Bei herkömmlichen Batterien dürfen nur 50 Prozent der nominellen Kapazität entnommen werden, um Schäden zu vermeiden. Lithium-Akkus verfügen über eine weitaus höhere nutzbare Kapazität, da sie auch eine Entladetiefe bis 20 Prozent gut verkraften.
Während bei einem Blei-Akku die Spannung bei der Entladung kontinuierlich abnimmt, bleibt bei der Lithium-Batterie die Spannung nahezu konstant. Sie kann nicht nur viel Strom abgeben, sondern auch aufnehmen und das noch dazu schneller als herkömmliche Batterien. Dadurch verkürzt sich auch die Ladezeit. "Wenn man Blei-Säure-Batterien im Bereich zwischen 80 und 100 Prozent Ladezustand eine halbe Stunde ladet, tut sich nicht viel. Bei Lithium geht das viel schneller. Lässt man den Generator am Abend eine halbe Stunde fürs Grillen laufen, sind die Batterien schnell wieder voll", schwärmt Prillinger. Und Haslinger ergänzt, dass Lithium-Akkus einen hohen Ladungswirkungsgrad haben und erst bei den letzten zwei bis drei Prozent der Ladestrom abnimmt.
Das im Lithium-Akku verbaute BMS sorgt für einen ständigen Ausgleich zwischen den Zellen und schützt den Akku, indem es bei Überladung, Tiefentladung, zu hohem Stromfluss oder Überschreiten der Betriebstemperatur die Verbindung zum Stromnetz kappt. Das BMS liefert auch jederzeit Informationen über den tatsächlichen Ladezustand und ist genauer als ein Messshunt, der den Ladezustand anhand der Entlade- und Ladeströme berechnet.
Lithium-Akkus sind zudem zyklenfest, das bedeutet, sie halten mehrere tausend Lade- und Entladevorgänge problemlos durch und haben daher eine höhere Lebensdauer als herkömmliche Batterien. “Eine AGM-Batterie hat nur eine Lebensdauer von drei bis fünf Jahren. Es ist mühsam und mit Zeitaufwand verbunden, wenn im Urlaub die Batterie den Geist aufgibt. Da die Lebensdauer einer Lithium-Batterie um ein vielfaches höher ist, hat der Kunde länger Ruhe”, meint Haslinger.