Schwerwetter-Zweiteiler
Ohne richtige Bekleidung kann ein Hochsee-Törn zur Tortur werden. Verena Diethelm hat fünf Offshore-Zweiteiler geprüft und gibt Tipps für die Kleiderwahl
Die Anforderungen an einen Offshore-Segelanzug sind eigentlich simpel. Er muss warm und trocken halten – auch wenn man stunden- oder sogar tagelang Wind, Regen, Gischt und Wellen ausgesetzt ist. Dabei geht es nicht allein um Komfort, sondern auch um Sicherheit. Ein unterkühlter Segler ist weniger leistungsfähig, begeht eher Fehler und wird öfter von Seekrankheit heimgesucht.
Offshore-Anzüge sind auf Grund der besonders hochwertigen Materialien meist teurer als Zweiteiler, die für den Einsatz auf Binnengewässern und in Küstennähe konzipiert wurden. Die Investition will daher gut überlegt sein. Wir haben uns unter Bekleidungsexperten und Offshore-Seglern umgehört, welche Features unerlässlich sind.
Material
Aufgabe der Außenschicht ist es, einerseits von außen vollkommen wasserundurchlässig zu sein, andererseits Wasserdampf von innen nach außen zu transportieren. Dafür sorgt entweder eine mikroporöse Membran oder eine hydrophile PU- oder PE-Beschichtung. Membranen sind in der Regel hochwertiger und langlebiger, aber auch teurer als Beschichtungen. Sie werden auf den Oberstoff laminiert, Beschichtungen hingegen aufgepinselt.
Bei Offshore-Anzügen kommen überwiegend mikroporöse Membranen zur Verwendung, deren Dampfdurchlässigkeit unabhängig von der Wasserdichtigkeit immer auf gleichem Niveau bleibt. Bei Beschichtungen gilt hingegen: Je dicker die Beschichtung, desto wasserdichter, aber auch weniger dampfdurchlässig wird der Stoff.
Die beste Leistung und das geringste Gewicht liefern 3-lagige Membranen, bei denen Oberstoff, Membran sowie ein hauchdünnes Futter zu einer Schicht verklebt werden. Bei 2-lagigen Produkten bilden Oberstoff und Membran bzw. Beschichtung die erste Lage, zusätzlich gibt es ein Futter, das meistens aus einem Netz besteht. Das Vorhandensein eines Mesh-Innenfutters bedeutet aber nicht automatisch, dass es sich um ein zweilagiges Produkt handelt. So dient bei der Musto Offshore Jacke, die aus einer 3-lagigen Membran gefertigt ist, das Netzfutter zur Befestigung der Innentaschen.
Wasserdichtigkeit
Die Wassersäule ist eine Maßeinheit, die angibt, bis zu welchem Wasserdruck ein Material dicht hält. Laut DIN-Norm gilt ein Gewebe mit einer Wassersäule von 1.300 mm als wasserdicht. Dieser Wert ist aber laut einem Test der Eidgenössischen Materialprüfanstalt (EMPA) in St. Gallen unzureichend. Demzufolge hält Funktionsmaterial erst ab einer Wassersäule von 4.000 mm dicht. Offshore-Ölzeug bewegt sich in einem Bereich oberhalb der 15.000 mm.
Die Wassersäulen-Werte sollten allerdings nicht überwertet werden. Die Studie der EMPA hat nämlich auch gezeigt, dass es in der Praxis kaum eine Rolle spielt, ob das Material einen Wert von 10.000 mm oder 50.000 mm aufweisen kann.
Ob Jacke oder Hose wasserdicht sind, hängt nicht nur vom Material ab, sondern auch davon, wie Nähte und Reißverschlüsse verarbeitet sind. Getapte Nähte sind mittlerweile Standard, Unterschiede gibt es hinsichtlich der Breite der verwendeten Nahtversiegelungsbänder. Reißverschlüsse sollten nicht nur wasserabweisend, sondern durch eine Gummierung auf der Rückseite auch wirklich wasserdicht und zusätzlich durch sogenannte Sturmklappen gesichert sein.
Einen wesentlichen Anteil an der Wasserdichtigkeit hat die sogenannte DWR-Beschichtung (Durable Water Repellent). Ihr Abperl-Effekt sorgt dafür, dass sich der Stoff nicht mit Wasser vollsaugen kann, dadurch bleibt die Funktionstüchtigkeit der Membran beziehungsweise des PU-Coatings aufrecht.