Schwarze Gefahr
Ab 1. Dezember dürfen Biozide gegen Dieselpest nicht mehr an Privatkunden verkauft werden. Wie kann man sich dennoch vor schädlichen Mikroorganismen im Tank schützen?
Wasser ist bekanntlich der Ursprung allen Lebens. Dennoch ist es nicht überall erwünscht. Im Dieseltank zum Beispiel bildet es die Lebensgrundlage für Bakterien, Hefen und Pilze – Mikroorganismen, die meist durch kontaminierten Treibstoff in den Tank gelangen. Schon geringe Mengen Wasser, etwa Kondenswasser, genügen, um das Wachstum der Mikroorganismen anzuregen. Sie bilden in Folge einen zähflüssigen Schlamm, der Leitungen, Kraftstofffilter und Einspritzdüsen verstopft, und ihre Stoffwechselprodukte können zu Korrosion an den Tankwänden und im Motor führen. 80 Prozent aller durch Treibstoffprobleme verursachten Einsätze würden auf das Konto der Dieselpest gehen, warnt Wolfgang Kröger, Pressesprecher des Pannendienstes Seahelp.
Das Problem der Dieselpest hat sich mit der Einführung des Biodiesels Anfang der 2000er Jahre verstärkt. Seit damals wird Dieselkraftstoffen gemäß der Kraftstoffnorm EN590 bis zu 7% Biodiesel beigemengt. Der Fettsäuremethylester ist nicht nur Nahrungsquelle für Mikroben, sondern darf auch 200 mg Wasser pro Kilogramm Treibstoff enthalten. Darüber hinaus kann er auf Grund seiner hygroskopischen Eigenschaft noch mehr Feuchtigkeit aus der Umgebung binden als Diesel auf Mineralölbasis.
Setzt sich dieses Wasser am Boden des Tanks ab, beginnen sich in der Grenzschicht zwischen Wasser und Diesel Bakterien und andere Lebewesen zu vermehren. Begünstigend für das Wachstum wirken der Bioanteil im Diesel, hohe Temperaturen und längere Standzeiten.
Ob ein Tank von der Dieselpest betroffen ist oder nicht, lässt sich nur durch eine Kontrolle des Tanks herausfinden. Oft reicht es schon mit einer Taschenlampe in den Tank zu leuchten oder mit einem Stock umzurühren. Befindet sich auf diesem schwarzer klebriger Schlamm liegt die Diagnose Dieselpest nahe. Auf Nummer sicher gehen kann man mit einer endoskopischen Untersuchung des Tanks. Ein derartiger Tank-Check wird vom Pannendienstleister Seahelp angeboten.
Ist der Tank befallen, hilft nur eine anschließende vollständige Tankreinigung durch einen professionellen Anbieter wie MFT Mikrofiltertechnik. Eine derartige Prozedur kann sich je nach Tankgröße mit 400 bis 800 Euro plus Anfahrtskosten und Kosten für die Entsorgung des verkeimten Diesels zu Buche schlagen.
Verkaufsverbot
Die beste Vorbeugungsmaßnahme gegen Dieselpest waren bisher Additive, die das Biozid MBO enthielten. Dieser Formaldehyd-Abspalter tötete die Mikroorganismen erfolgreich ab. Aufgrund einer Neueinstufung von MBO in der Stoffliste der europäischen CLP-Verordnung muss dieses nun verpflichtend als im Verdacht stehend karzinogen zu sein gekennzeichnet werden und unterliegt damit der Chemikalienverbotsverordnung. So sind zum Beispiel Abgaben in Selbstbedienung oder auf dem Versandweg an private Endverbraucher ab dem 1. 12. 2018 untersagt. Betroffen vom absoluten Verkaufsverbot an Konsumenten sind bekannte Produkte wie Grotamar 82, Diesel Plus und Diesel Antifouling von Yachticon, ERC Diesel Plus und Liqui Moly Dieselschutz.
Weiterhin gestattet ist jedoch die Abgabe an gewerbliche Kunden mit entsprechender Sachkunde.