Sunbeam 46.1
Schöchls Neue könnte im Jänner 2019 in der Kategorie Luxusyachten zu Europas Yacht des Jahres gewählt werden. Wir haben sie in Frankreich und Spanien getestet
Noch ehe die neue Sunbeam 46.1 gebaut wurde, gewährte uns Sunbeam Yachts als einzigem Magazin weltweit einen profunden Einblick in Entwicklungsgeschichte und Details; Ergebnis war eine Story über drei Doppelseiten (YR 1/2018), in der Manfred Schöchl mit seinen Ideen und Überlegungen ausführlich zu Wort kam.
Mittlerweile hat die Sunbeam 46.1 beim Yachting Festival in Cannes Weltpremiere gefeiert, danach war sie am Salone Nautico in Genua sowie auf der Barcelona Boat Show zu sehen. In Genua wurde sie von uns erstmals probegesegelt. Mitte Oktober stellte sie sich im spanischen Port Ginesta im Rahmen der Wahl zu Europas Yacht des Jahres eine Woche lang einer internationalen, elfköpfigen Jury, zu der auch die Yachtrevue gehört. Wie waren somit zwei Mal an Bord und konnten uns ein umfassendes Bild von der Yacht machen.
Mit der Nominierung und dem Einzug ins Finale der Besten in der Kategorie Luxusyachten hat die 46.1 bereits ihren ersten Erfolg errungen – ob es für den Sieg reicht, wird sich am 19. Jänner 2019, dem Eröffnungstag der boot in Düsseldorf, zeigen. In jedem Fall ist es Gerhard und Manfred Schöchl gelungen, sich inmitten von namhaften Werften wie Hallberg Rassy, X-Yachts oder Grand Soleil bestens zu positionieren, und alleine dafür gebührt ihnen Respekt.
Klare Zielsetzung
Verantwortlich für die Konstruktion waren der Slowene Jernej Jakopin von J&J Design sowie Mastermind Manfred Schöchl. Ihre Zielvorgabe: Die Yacht sollte leicht bedienbar sein und schnell segeln. Deshalb teilten sie die Segelflächen zwischen Großsegel und Genua im Verhältnis 1:1 auf und generierten eine Überlappung von zehn Prozent, da ein Vorsegel mit etwas längerem Unterliek effektiver und leichter zu trimmen ist, als ein schlankes High-Aspekt-Segel. Weiterer Vorteil des Vorsegels mit stumpfem Topp: Wird bei auffrischendem Wind das Groß gefiert, entsteht rasch ein Gegenbauch und man kommt relativ lange ohne Reff aus – ein Trimm-Modus, in dem die Yacht deutlich besser segelt als mit eingerollter und entsprechend schlecht stehender Genua.
Das Unterwasserschiff wurde schlank gehalten. Jakopin und Schöchl vermieden bewusst die derzeit beliebte Dreiecksform mit extrem breitem Heck und zeichneten stattdessen ein moderat breites Heck mit schmaler Wasserlinie und wenig benetzter Fläche.
Zum guten Ganzen fügen sich zudem der schlanke Mast, der steife Rumpf sowie der 4,5 Tonnen schwere Torpedokiel mit tiefliegendem Schwerpunkt, der an einer 40 cm breiten, im Rumpf eingelassenen Kielsohle befestigt ist. Er hängt nicht an der Außenhaut, sondern ist mit Bodenwrangen, Rumpf und Unterlegeplatten zu einer kompakten Einheit verschraubt, damit er auch bei gröberer Grundberührung nicht leck schlägt.
Das Singleruder trägt zum einfachen Handling bei. Eindampfmanöver lassen sich damit gut bewerkstelligen, für Spurtreue bei Lage und in Böen soll ein vergleichsweise großes Ruderblatt sorgen. Die Wiederbelebung des traditionellen Skegs schlägt in die gleiche Kerbe. Gegen Aufpreis kann man darin (wie beim Testschiff) ein Heckstrahlruder installieren, nebenbei verhindert das Skeg bei Lage das Ansaugen von Luft.
Styling versus Funktion
Auch wenn die Schöchls auf das Wort „modisch“ geradezu allergisch reagieren, missachten sie den Puls der Zeit nicht. Eigenständiger Stil, ästhetischer Anspruch, segel- und komfortrelevante Details – all das ist auf einer modernen Yacht unverzichtbar und findet sich auch auf der Sunbeam 46.1. Wie bei der Sunbeam 40.1 hat man sich vom Mittelcockpit verabschiedet und setzt auf ein Achtercockpit mit halboffenem Heck.